
Deutschlands digitaler Offenbarungseid: Wenn 77 Cyber-Wächter nicht mal den Diesel fürs Notstromaggregat im Blick haben
Es ist ein Armutszeugnis, das seinesgleichen sucht: Während die Bundesregierung seit Jahren von "Digitalisierung" und "Cyber-Resilienz" schwadroniert, offenbart ein geleakter Bericht des Bundesrechnungshofs die schockierende Wahrheit über den Zustand unserer staatlichen IT-Infrastruktur. Die vernichtende Bilanz: Nicht einmal zehn Prozent der über hundert Rechenzentren des Bundes erfüllen die Mindeststandards für den Krisenfall. Manche haben nicht einmal genug Sprit für die Notstromdiesel vorrätig – ein Sinnbild für die deutsche Bürokratie-Misere.
Ein Behördendschungel ohne Kompass
Was der Bundesrechnungshof da zu Tage fördert, liest sich wie eine Realsatire: Sage und schreibe 77 Einrichtungen auf Bundesebene sollen für die IT-Sicherheit zuständig sein. Zusammen mit den EU-Institutionen komme man sogar auf 230 Akteure. Man stelle sich vor: 77 Köche, die alle am selben Brei rühren, aber keiner weiß, was der andere gerade in den Topf wirft. Kein Wunder, dass am Ende nichts Genießbares herauskommt.
Die Grafik, die Dr. Sven Herpig und Frederic Dutke zusammengestellt haben, visualisiert dieses Chaos eindrucksvoll. Der Witz dabei: Man könne sich diese Zuständigkeits-Wirrwarr sogar auf Socken drucken lassen – oder gleich als Strampler, "um die Zuständigkeiten bis zur Volljährigkeit zu verinnerlichen". Schwarzer Humor, der die Absurdität der Situation perfekt auf den Punkt bringt.
Prüfer gesucht – aber bitte nicht zu viele!
Besonders pikant: Während sich 77 Behörden um die Cybersicherheit "kümmern" sollen, fehlt es an den grundlegendsten Ressourcen. Das BSI, eigentlich zuständig für die Sicherheitsüberprüfung der staatlichen Rechenzentren, verfüge über gerade einmal 20 besetzte Stellen von 112 geplanten Prüfer-Positionen. Drei Kontrolleure für das gesamte Bundesgebiet – das ist ungefähr so, als würde man drei Polizisten beauftragen, ganz Deutschland zu überwachen.
Die Folge dieser Unterbesetzung sei verheerend: Niemand wisse genau, wie viele der IT-Säulen des Staates tatsächlich marode seien. Der fehlende Dieselvorrat für Notstromaggregate sei nur die Spitze des Eisbergs – ein Eisberg, dessen wahre Ausmaße im Dunkeln liegen.
Strategie ohne Analyse – ein deutsches Trauerspiel
Der Kern des Problems liege jedoch noch tiefer, wie der Bundesrechnungshof feststelle: Die mittlerweile dritte Cybersicherheitsstrategie des Bundes basiere auf keiner vernünftigen Defizitanalyse. Statt erst die Probleme zu identifizieren und dann gezielt zu lösen, habe man einfach immer neue Institutionen geschaffen. Ein typisch deutsches Phänomen: Wenn etwas nicht funktioniert, gründe man eine neue Behörde – oder gleich 77.
Das Innen- und Digitalministerium stimme der vernichtenden Kritik "im Wesentlichen" zu, schiebe aber die Verantwortung elegant nach Brüssel ab. Viele der Institutionen seien durch EU-Vorgaben bedingt. Ein billiges Ablenkungsmanöver, das eher wie das Eingeständnis wirke, bei der Umsetzung komplett versagt zu haben.
Zeit für radikale Vereinfachung
Digitalminister Volker Wissing habe es kürzlich treffend formuliert: Man müsse "alles wieder etwas zurückbauen, damit einfach wieder Sauerstoff reinkommt". Ein seltener Moment der Ehrlichkeit aus der Politik, der zeige, dass das Problem zumindest erkannt sei. Doch ob aus dieser Erkenntnis auch Taten folgen würden?
Die Parallelen zur gescheiterten Energiewende und anderen Großprojekten der vergangenen Jahre seien unübersehbar. Überall dasselbe Muster: viel Bürokratie, wenig Substanz, astronomische Kosten, minimale Ergebnisse. Während China und die USA ihre digitale Infrastruktur mit Hochdruck ausbauen, verheddern wir uns in einem selbstgeschaffenen Zuständigkeitsdschungel.
Ein Weckruf für Deutschland
Der Bericht des Bundesrechnungshofs sollte als Weckruf verstanden werden. Ein Land, das sich gerne als Hightech-Standort präsentiere, könne es sich nicht leisten, dass seine staatliche IT-Infrastruktur auf dem Niveau eines Entwicklungslandes operiere. Die Tatsache, dass nicht einmal genug Diesel für Notfälle vorgehalten werde, sei symptomatisch für eine Politik, die sich in Symbolhandlungen und Zuständigkeitsgerangel verliere, während die Substanz verfalle.
Es brauche jetzt keine weiteren Strategiepapiere oder Arbeitskreise, sondern radikale Vereinfachung und klare Verantwortlichkeiten. Weniger Häuptlinge, mehr Indianer – und vor allem: genug Sprit im Tank. Denn im Ernstfall nützen 77 Cyber-Behörden herzlich wenig, wenn die Server mangels Notstrom den Geist aufgeben.

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