
Hamburgs Verkehrswende: Autonome Busse sollen Fahrermangel lösen – doch zu welchem Preis?
Die Hansestadt Hamburg treibt ihre Vision vom fahrerlosen Nahverkehr mit Nachdruck voran. Was bisher hinter verschlossenen Türen diskutiert wurde, ist nun offiziell: Bis 2032 sollen auch die regulären zwölf Meter langen HVV-Busse ohne menschliche Fahrer durch die Straßen rollen. Diese Ankündigung des Hochbahnchefs Robert Henrich wirft fundamentale Fragen über die Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs und die Rolle des Menschen in einer zunehmend automatisierten Gesellschaft auf.
Zeitplan der Automatisierung steht fest
Der Fahrplan in die fahrerlose Zukunft ist ehrgeizig: Bereits in vier Jahren sollen kleinere Midibusse autonom unterwegs sein. In nur sieben Jahren könnte die Hochbahn ausschließlich Busse ohne Fahrersitz bestellen. Diese rasante Entwicklung zeigt, wie schnell sich unsere Mobilitätslandschaft verändert – ob zum Besseren, bleibt abzuwarten.
Noch in diesem Jahr startet der Testbetrieb mit den sogenannten Holon-Bussen, die Platz für ein Dutzend Fahrgäste bieten. Zwanzig dieser Fahrzeuge werden zunächst mit ausgewählten, registrierten Passagieren und einem Sicherheitsfahrer in großen Teilen Hamburgs unterwegs sein. Das Testgebiet erstreckt sich von der Elbe bis zum Stadtpark und vom Schlump bis nach Wandsbek.
Fahrermangel als willkommene Ausrede?
Hochbahnchef Henrich versucht zu beruhigen: Kündigungen soll es nicht geben. Seine Begründung klingt zunächst plausibel – der Fahrermangel in der Branche sei eklatant, viele Fahrkräfte seien in den Ruhestand gegangen. Die jüngeren Mitarbeiter könnten in Leitständen arbeiten. Doch ist dies wirklich die ganze Wahrheit?
"Die Situation in der Branche ist, dass es immer schwieriger wird, überhaupt Busfahrer und Busfahrerinnen zu finden"
Diese Aussage wirft Fragen auf: Liegt das Problem wirklich nur am Mangel an Bewerbern oder spielen auch die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung eine Rolle? Statt die Attraktivität des Berufs zu steigern, setzt man lieber auf Technologie. Ein Schelm, wer dabei an Kosteneinsparungen denkt.
Die schöne neue Welt der Mobilität
Parallel zur Automatisierung der Busse plant der HVV auch "intelligente" Haltestellen, an denen Künstliche Intelligenz die Fragen der Fahrgäste beantwortet. Man fragt sich unwillkürlich: Brauchen wir wirklich für jede menschliche Interaktion eine technische Lösung? Was geschieht mit dem sozialen Aspekt des öffentlichen Nahverkehrs, wenn der freundliche Busfahrer durch einen Algorithmus ersetzt wird?
Diese Entwicklungen wurden beim großen Nahverkehrskongress UITP Summit 2025 in den Hamburger Messehallen präsentiert. Dass das autonome Fahren dort als zentrales Thema behandelt wurde, überrascht nicht. Die Technologiebegeisterung der Verantwortlichen scheint grenzenlos – kritische Stimmen sucht man vergebens.
Zwischen Fortschritt und Verlust
Zweifellos bietet die Automatisierung Chancen: präzisere Fahrpläne, möglicherweise weniger Unfälle durch menschliches Versagen, Betrieb rund um die Uhr. Doch was verlieren wir dabei? Der Busfahrer ist oft mehr als nur ein Chauffeur – er ist Ansprechpartner, Helfer in Notsituationen, manchmal sogar Seelsorger für einsame Fahrgäste.
Die Hamburger Verkehrsbetriebe präsentieren ihre Pläne als alternativlos. Doch sollten wir nicht innehalten und fragen: Wollen wir wirklich eine Gesellschaft, in der menschliche Arbeit systematisch durch Maschinen ersetzt wird? Wo bleibt der Wert menschlicher Interaktion in einer durchdigitalisierten Welt?
Hamburg mag sich als Vorreiter der Mobilitätswende feiern. Doch ob diese Entwicklung tatsächlich im Interesse der Bürger liegt oder primär den Bilanzen der Verkehrsbetriebe dient, wird die Zukunft zeigen. Eines ist sicher: Die Stadt wird sich verändern – und mit ihr das Gesicht des öffentlichen Nahverkehrs.
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