
Nahost-Poker ohne Zeitlimit: Washingtons geduldiges Spiel mit der Hamas-Entwaffnung
Die Entwaffnung der Hamas entwickelt sich zum diplomatischen Dauerbrenner. Während US-Präsident Donald Trump sonst für seine ultimativen Fristen bekannt ist, zeigt sich Washington in dieser Frage überraschend geduldig. Vizepräsident J.D. Vance machte bei seinem Israel-Besuch deutlich, dass die USA bewusst auf zeitliche Vorgaben verzichten würden.
Strategische Zurückhaltung statt Druck
Die Terrororganisation Hamas solle ihre Waffen niederlegen – aber wann genau, das lässt die Trump-Administration offen. Auf Nachfrage von Journalisten, wie viel Zeit der Hamas bleibe, bevor Washington oder seine Verbündeten Maßnahmen ergreifen würden, wich Vance aus. Man werde keine explizite Frist setzen, was auch der Präsident bislang abgelehnt habe. Die Lage sei zu unvorhersehbar, betonte der Vizepräsident.
Diese Zurückhaltung wirft Fragen auf. Ist es kluge Diplomatie oder mangelnde Entschlossenheit? Die Hamas lehnt die im Trump'schen Friedensplan geforderte Entwaffnung kategorisch ab. Ein klassischer Patt, bei dem Washington offenbar auf Zeit spielt.
Das Geisel-Drama als Druckmittel
Im Zentrum von Vances Besuch stand die Rückgabe der noch im Gazastreifen verbliebenen toten Geiseln. Der Vizepräsident bat um Geduld – die Rückführung könne nicht "über Nacht erfolgen". Einige Opfer seien unter Tonnen von Gestein begraben, bei anderen sei der Aufenthaltsort unbekannt. Bislang übergab die Hamas schrittweise 15 von 28 toten Geiseln, zuletzt zwei Särge über das Rote Kreuz.
Die schrittweise Übergabe der Geiseln zeigt: Die Hamas nutzt diese als Faustpfand. Jede Übergabe wird zur medienwirksamen Inszenierung, während die Entwaffnungsfrage in den Hintergrund rückt.
Geld als Lockmittel – aber nur unter Bedingungen
Langfristig strebe man an, dass die Bevölkerung in Gaza in einer "florierenden und sicheren" Umgebung lebe, erklärte Vance. Trumps Schwiegersohn Jared Kushner, der in die Verhandlungen involviert ist, stellte jedoch klar: Wiederaufbaugelder würden nur in Gebiete fließen, die nicht von der Hamas kontrolliert werden.
Diese Strategie des finanziellen Anreizes könnte durchaus Wirkung zeigen. Doch solange die Hamas ihre Machtbasis behält, bleibt fraglich, ob die Bevölkerung tatsächlich von solchen Versprechen profitieren kann.
200 Amerikaner als Koordinatoren vor Ort
Die USA haben ihre Präsenz in der Region verstärkt. Im Civil-Military Coordination Center (CMCC) in Israel sind 200 US-Kräfte stationiert. Das Zentrum diene als Drehscheibe zur Konfliktvermeidung und zur Organisation von Hilfslieferungen nach Gaza. Vance bekräftigte jedoch, dass US-Bodentruppen im Gazastreifen ausgeschlossen seien.
Diese Koordinatorenrolle zeigt: Washington will Einfluss ausüben, ohne sich militärisch zu exponieren. Ein nachvollziehbarer Ansatz, der jedoch die Frage aufwirft, wie effektiv man ohne direkten Druck agieren kann.
Optimismus trotz ungelöster Kernfragen
Vance zeigte sich optimistisch, dass die Waffenruhe in der Region halte. Doch die Kernfrage bleibt unbeantwortet: Wie will man die Hamas zur Entwaffnung bewegen, wenn man weder Fristen setzt noch militärischen Druck ausübt?
Die Geschichte lehrt uns, dass Terrororganisationen selten freiwillig ihre Waffen niederlegen. Ohne klare Zeitvorgaben und konsequente Maßnahmen droht die Entwaffnungsforderung zur hohlen Phrase zu verkommen. Die geduldige Strategie Washingtons mag diplomatisch klug erscheinen, könnte aber auch als Schwäche interpretiert werden – von einer Organisation, die Zeit zu ihrem Vorteil zu nutzen weiß.
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