
Stellantis-Vorstoß: Abwrackprämie und Billigautos sollen EU-Klimaziele retten
Die europäische Automobilindustrie steht vor einem Dilemma: Die strengen CO2-Vorgaben der EU sind kaum zu erreichen, während gleichzeitig bezahlbare Kleinwagen vom Markt verschwinden. Stellantis-Europachef Jean-Philippe Imparato präsentiert nun zwei kontroverse Lösungsvorschläge, die sowohl bei Umweltschützern als auch in der Industrie für heftige Diskussionen sorgen dürften.
Abwrackprämie durch die Hintertür
Der erste Vorschlag klingt zunächst vernünftig: Wer sein mehr als zehn Jahre altes Fahrzeug verschrottet und durch ein neues oder maximal drei Jahre altes Gebrauchtfahrzeug ersetzt, soll den Herstellern ein CO2-Guthaben von 70 Gramm pro Kilometer bescheren. Imparato verspricht sich davon eine Win-Win-Situation: Die Unternehmen könnten ihre Klimaziele erfüllen, ohne auf staatliche Subventionen angewiesen zu sein oder Strafzahlungen zu riskieren.
Doch was auf den ersten Blick nach einer cleveren Lösung aussieht, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als fragwürdiger Taschenspielertrick. Die Automobilindustrie würde sich quasi freikaufen können, ohne tatsächlich in saubere Technologien zu investieren. Ein Schelm, wer dabei an die gescheiterte Abwrackprämie von 2009 denkt, die zwar kurzfristig die Absatzzahlen ankurbelte, aber langfristig wenig zur Umweltentlastung beitrug.
Sicherheit als Verhandlungsmasse
Noch brisanter ist Imparatos zweiter Vorschlag: Eine neue Fahrzeugklasse für Modelle unter 3,5 Metern Länge mit abgesenkten Sicherheitsstandards, um Preise unter 15.000 Euro zu ermöglichen. Der Stellantis-Manager argumentiert mit einer beunruhigenden Statistik: 2018 gab es in Europa noch 49 Modelle unter dieser Preisschwelle, heute sind es praktisch keine mehr.
Die Idee orientiert sich an den japanischen Kei-Cars und dem brasilianischen "Carro Popular"-Programm. Doch während diese Konzepte in ihren Heimatmärkten funktionieren mögen, wirft die Übertragung auf Europa ernste Fragen auf. Sollen wir wirklich die Sicherheit unserer Bürger dem Altar der Bezahlbarkeit opfern? Und noch pikanter: Imparato möchte in dieser Fahrzeugklasse nicht nur E-Autos, sondern auch Verbrenner zulassen – ein direkter Affront gegen die EU-Klimaziele.
Die alternde Fahrzeugflotte als Druckmittel
Zugegeben, die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Das Durchschnittsalter der europäischen Fahrzeugflotte liegt bei zwölf Jahren, 150 Millionen Pkw sind älter als zehn Jahre. Selbst wenn der E-Auto-Anteil auf 30 Prozent steigen würde, entspräche das lediglich 4,5 Millionen Fahrzeugen pro Jahr – bei 250 Millionen Pkw auf Europas Straßen tatsächlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Doch rechtfertigt diese Realität wirklich einen Rückschritt bei Sicherheits- und Umweltstandards? Die Automobilindustrie scheint hier ihre eigenen Versäumnisse der vergangenen Jahre als Argument für Zugeständnisse zu nutzen. Jahrelang haben die Hersteller lieber auf hochmargige SUVs gesetzt, statt bezahlbare Kleinwagen zu entwickeln. Nun soll die Politik die Kastanien aus dem Feuer holen.
Von der Leyens vage Versprechen
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen reagierte prompt mit eigenen Ankündigungen. Sie wolle eine Initiative für kleine, bezahlbare Autos starten und stelle 1,8 Milliarden Euro für die Batterieproduktion in Europa bereit. Gleichzeitig bekräftigte sie, die Klimavorgaben überprüfen zu wollen und dabei den "Grundsatz der Technologieoffenheit" zu respektieren.
"Millionen Menschen in Europa wollen bezahlbare europäische Autos kaufen", so von der Leyen im Europaparlament.
Doch was bedeutet "Technologieoffenheit" in diesem Kontext wirklich? Die Industrie hofft seit Monaten auf eine Aufweichung des für 2035 geplanten faktischen Verbrenner-Verbots. Von der Leyens vage Formulierungen könnten genau diese Tür öffnen – ein gefährliches Spiel mit den Klimazielen der EU.
Ein Rückschritt im grünen Mäntelchen?
Die Vorschläge von Stellantis und die Reaktion der EU-Kommission offenbaren ein grundlegendes Problem: Statt konsequent auf Innovation und nachhaltige Mobilität zu setzen, sucht man nach Schlupflöchern und Kompromissen. Die Abwrackprämie durch die Hintertür und Billigautos mit reduzierten Sicherheitsstandards sind keine Lösungen für die Zukunft, sondern Pflaster auf einer klaffenden Wunde.
Was Europa braucht, sind nicht weniger sichere Autos oder kreative Buchführung bei CO2-Emissionen, sondern eine echte Mobilitätswende. Dazu gehören bezahlbare E-Autos, ein massiver Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und innovative Mobilitätskonzepte für urbane Räume. Die Vorschläge von Stellantis zeigen jedoch, dass die Industrie noch immer in alten Denkmustern verhaftet ist – und die Politik offenbar bereit ist, diesen nachzugeben.
Die wahre Frage lautet: Wollen wir eine Zukunft mit sicheren, sauberen und bezahlbaren Fahrzeugen – oder geben wir uns mit faulen Kompromissen zufrieden, die weder dem Klima noch den Bürgern wirklich helfen? Die Antwort darauf wird zeigen, ob Europa seine selbstgesteckten Klimaziele ernst nimmt oder sie dem Druck der Automobillobby opfert.
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