
Taiwan fordert von Trump Klartext: "Amerika kann uns nicht im Stich lassen"
In einem bemerkenswert deutlichen Appell hat Taiwans Vizeaußenminister Wu Chih-chung den US-Präsidenten Donald Trump vor einem gefährlichen Fehler gewarnt. Die Botschaft aus Taipeh könnte klarer nicht sein: Wer Amerika wieder groß machen will, darf Taiwan nicht fallen lassen. Ein Standpunkt, der angesichts der zunehmenden Aggressivität Chinas und der wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen Taiwan und den USA durchaus berechtigt erscheint.
Der heilige Berg der Halbleiter
Wu verwies in seinem Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" auf die immense wirtschaftliche Bedeutung Taiwans für die Vereinigten Staaten. Mit einer 800 Milliarden Dollar schweren Wirtschaft sei die Inselrepublik der siebtgrößte Handelspartner der USA. Besonders pikant: Im "Halbleiter-Ökosystem" seien beide Länder aufeinander angewiesen wie siamesische Zwillinge. Eine Tatsache, die in Washington offenbar noch nicht bei allen angekommen ist.
Der taiwanische Diplomat bezeichnete die heimische Halbleiterindustrie als "heiligen Berg, der Taiwan schützt". Diese technologische Vormachtstellung werde mit dem Ausbau von TSMC-Fabriken im Ausland nun auch Deutschland, Japan und die USA schützen. Ein cleverer Schachzug Taiwans, der die wirtschaftliche Verflechtung mit dem Westen weiter verstärkt und gleichzeitig die eigene Unersetzlichkeit unterstreicht.
Zwischen Stärke und Bedrohung
Die Situation Taiwans beschreibt Wu mit einer paradoxen Feststellung: "Taiwan sei noch nie so stark gewesen wie heute. Aber wir waren auch noch nie so von China bedroht." Eine Einschätzung, die angesichts der zunehmenden militärischen Drohgebärden Pekings und der regelmäßigen Verletzungen des taiwanischen Luftraums durch chinesische Kampfjets durchaus nachvollziehbar erscheint.
"Wenn man stark und attraktiv ist, fällt man auf", so Wu. Eine Aussage, die die prekäre Lage Taiwans zwischen wirtschaftlichem Erfolg und geopolitischer Bedrohung treffend zusammenfasst.
Das heikle Treffen mit Xi Jinping
Dem erwarteten Gipfeltreffen zwischen Trump und dem chinesischen Staatschef Xi Jinping in Südkorea sieht Wu nach eigenen Angaben gelassen entgegen. "Er muss mit China reden", räumte der Vizeminister ein. Doch dann folgte die entscheidende Warnung: Es gebe keinen Grund, warum die USA Taiwan für bessere Beziehungen zu China opfern sollten. Ein solcher Schritt würde die Glaubwürdigkeit der USA in der gesamten Region ernsthaft beschädigen und wäre ein fatales Signal an Verbündete wie die Philippinen, Japan und Südkorea.
Wu brachte es auf den Punkt: "Wir alle wollen eine friedliche Beziehung zu China. Leider will Xi die Welt verändern." Eine Feststellung, die angesichts der aggressiven Expansionspolitik Pekings im Südchinesischen Meer und der zunehmenden Unterdrückung in Hongkong kaum von der Hand zu weisen ist.
Trumps zwiespältige Taiwan-Politik
Die jüngsten Berichte über mögliche US-Zollforderungen gegen Taiwan in Höhe von zwanzig Prozent und das angebliche Zurückhalten eines Militärpakets durch Trump werfen Fragen auf. Wu reagierte diplomatisch: Die Zölle seien noch nicht bestätigt, und was Waffen betreffe, sei Trump in seiner ersten Amtszeit der erste Präsident gewesen, der den Austausch von Hochpräzisionswaffen genehmigte.
Die Aussagen von Trump, Außenminister Marco Rubio und Verteidigungsminister Pete Hegseth würden zeigen, dass die USA nach wie vor ein starkes Interesse an der Stabilität der Region hätten. Eine optimistische Einschätzung, die hoffentlich der Realität entspricht.
Diplomatische Erfolge durch wirtschaftliche Verflechtung
Interessant ist Wus Hinweis auf die diplomatischen Gewinne, die Taiwan durch seine wirtschaftliche Kooperation erzielt. So konnte die taiwanische Nationalhymne erstmals beim Empfang zum Tag der Deutschen Einheit in Taipeh gespielt werden - ein direktes Resultat der TSMC-Investition in Dresden, die zur Gründung der European Semiconductor Manufacturing Company (ESMC) führte.
Während die frühere Präsidentin Tsai Ing-wen letztes Jahr Deutschland bei ihrer Europareise nicht besuchen konnte, empfing Taiwan nun den sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer. Ein deutliches Zeichen dafür, dass wirtschaftliche Interessen durchaus politische Türen öffnen können.
Ein Appell an die Vernunft
Wus Botschaft an Trump und die USA ist eindeutig: Taiwan ist zu wichtig, zu wertvoll und zu strategisch bedeutsam, um es den Expansionsgelüsten Pekings zu überlassen. Die Inselrepublik hat sich zu einem unverzichtbaren Partner entwickelt, dessen technologische Führungsrolle bei Halbleitern für die nationale Sicherheit des Westens von entscheidender Bedeutung ist.
In einer Zeit, in der China immer aggressiver auftritt und die regelbasierte internationale Ordnung herausfordert, wäre es fatal, einen demokratischen Verbündeten wie Taiwan fallen zu lassen. Die USA täten gut daran, diese Warnung ernst zu nehmen. Denn wer seine Freunde im Stich lässt, steht am Ende alleine da - eine Lektion, die auch ein "America First"-Präsident beherzigen sollte.
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