
Atomare Abrüstung in der Warteschleife: Moskau wartet vergeblich auf Washingtons Antwort
Die Welt hält den Atem an, während eine der wichtigsten sicherheitspolitischen Entscheidungen unserer Zeit in den Amtsstuben Washingtons versandet. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte zu Wochenbeginn ein bemerkenswertes Angebot unterbreitet: Eine einjährige Verlängerung des letzten verbliebenen Atomwaffenkontrollvertrags zwischen den USA und Russland. Doch die Stille aus dem Weißen Haus ist ohrenbetäubend.
Ein Friedensangebot ohne Echo
Bei einem Treffen mit den ständigen Mitgliedern des russischen Sicherheitsrates legte Putin einen konkreten Vorschlag auf den Tisch. Der New START-Vertrag, dessen Zukunft am seidenen Faden hängt, könnte um ein Jahr verlängert werden. Dies würde beiden Seiten Zeit verschaffen, über eine langfristige Lösung zu verhandeln – möglicherweise eine Verlängerung um weitere fünf Jahre. Die einzige Bedingung: Washington müsse im Gegenzug ebenfalls Bereitschaft zeigen, ein neues Wettrüsten zu verhindern.
Kremlsprecher Dmitri Peskow zeigte sich am Donnerstag verwundert über das Schweigen der amerikanischen Seite. "Insgesamt begrüßt jeder Russlands Ansatz und Putins Initiative. Wir warten also auf die Reaktion der anderen Seite", erklärte er gegenüber der russischen Nachrichtenagentur TASS. Die Tatsache, dass bis zum Ende der Woche keine Antwort eingegangen sei, wirft Fragen über die Prioritäten der Trump-Administration auf.
Düstere Aussichten für die globale Sicherheit
Putin hatte in seinen Ausführungen am Montag ein beunruhigendes Bild der weltweiten strategischen Sicherheitslage gezeichnet. Die Situation verschlechtere sich kontinuierlich, was auf eine Kombination verschiedener Faktoren zurückzuführen sei. Besonders besorgniserregend sei die Verschärfung bestehender und das Aufkommen neuer strategischer Risiken.
"Wir verbinden die vielfältigen Probleme, die sich seit Beginn des 21. Jahrhunderts im strategischen Bereich angesammelt haben, mit den destruktiven Handlungen des Westens"
Diese deutlichen Worte Putins mögen provokant klingen, doch sie spiegeln eine Realität wider, die nicht von der Hand zu weisen ist. Die systematische Erosion internationaler Abrüstungsverträge in den vergangenen Jahren hat ein gefährliches Vakuum geschaffen.
New START: Der letzte Pfeiler wackelt
Der New START-Vertrag läuft im Februar 2026 aus – sofern keine Verlängerung vereinbart wird. Das Abkommen begrenzt die Anzahl der stationierten Atomsprengköpfe auf maximal 1.550 und die Trägersysteme auf 700 pro Seite. Es ist das letzte verbliebene Rüstungskontrollabkommen zwischen den beiden Atommächten, nachdem andere Verträge wie der INF-Vertrag bereits Geschichte sind.
Die Ursprünge reichen bis 1991 zurück, als START I unterzeichnet wurde. Der aktuelle New START-Vertrag wurde 2010 unter den Administrationen Obama und Medwedew als Nachfolgeabkommen vereinbart. Doch seit August 2023 befindet sich das Abkommen in einer Krise: Die USA warfen Russland vor, amerikanische Vor-Ort-Inspektionen zu verhindern. Als Reaktion stoppte Washington ebenfalls russische Inspektionen auf amerikanischem Boden.
Ein positives Signal inmitten des Ukraine-Konflikts
Bemerkenswert ist, dass Putin dieses Angebot unterbreitet, während der Ukraine-Konflikt weiterhin tobt. Dies könnte als bedeutsames Zeichen gewertet werden, dass trotz der angespannten Lage beide Seiten ein Interesse daran haben, die nukleare Stabilität zu wahren. Die einjährige Verlängerung würde Raum für ernsthafte Verhandlungen schaffen, ohne den Druck eines nahenden Ablaufdatums.
Die Tatsache, dass Washington bisher nicht reagiert hat, wirft jedoch Fragen auf. In einer Zeit, in der jeder Tag zählt und die Gefahr eines neuen nuklearen Wettrüstens real ist, erscheint das Schweigen der Trump-Administration rätselhaft. Möglicherweise spielen innenpolitische Überlegungen eine Rolle, oder es gibt hinter den Kulissen Diskussionen, die der Öffentlichkeit verborgen bleiben.
Die tickende Uhr der Abrüstung
Mit jedem verstreichenden Tag ohne Antwort aus Washington wächst die Sorge, dass eine historische Chance verpasst werden könnte. Die Verlängerung des New START-Vertrags ist keine Nebensächlichkeit – es geht um die Zukunft der nuklearen Rüstungskontrolle und damit um die Sicherheit der gesamten Menschheit.
Die internationale Gemeinschaft beobachtet mit Argusaugen, wie sich diese Situation entwickelt. Ein Scheitern der Verhandlungen würde nicht nur das Ende des letzten großen Abrüstungsvertrags bedeuten, sondern könnte auch eine neue Ära des Wettrüstens einläuten – mit unabsehbaren Folgen für die globale Stabilität und Sicherheit.
Es bleibt zu hoffen, dass die Vernunft siegt und beide Seiten den Ernst der Lage erkennen. Die Zeit drängt, und die Welt kann es sich nicht leisten, dass persönliche Animositäten oder politische Spielchen über das Schicksal der Menschheit entscheiden. Putins Angebot liegt auf dem Tisch – nun ist es an Washington, zu antworten.
- Themen:
- #FED

- Kettner Edelmetalle News
- Finanzen
- Wirtschaft
- Politik