
Bundeswehr vor radikalem Umbau: Wehrpflicht-Comeback und Rüstungsoffensive
Die deutsche Verteidigungspolitik steht vor einem historischen Wendepunkt. Thomas Röwekamp, Vorsitzender des Verteidigungsausschusses im Bundestag, hat im ntv Frühstart deutliche Worte gefunden: Die Bundeswehr brauche dringend mehr Personal und massiv mehr Ausrüstung. Seine Aussagen lassen aufhorchen – und werfen die Frage auf, ob Deutschland nach Jahren der Vernachlässigung endlich wieder verteidigungsfähig werden könnte.
Freiwilligkeit allein reicht nicht
Der CDU-Politiker zeigt sich skeptisch, dass der geplante freiwillige Aufwuchs der Truppe ausreichen werde. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Von derzeit 180.000 Soldatinnen und Soldaten müsse die Bundeswehr auf 260.000 bis 280.000 anwachsen. Das sei mit Freiwilligen allein kaum zu schaffen, so Röwekamp. Nach einem Jahr wolle man Bilanz ziehen – und dann möglicherweise auf "verpflichtende Elemente" zurückgreifen.
Was der Ausschussvorsitzende hier diplomatisch umschreibt, ist nichts anderes als die Rückkehr zur Wehrpflicht. Bemerkenswert dabei: Diese könnte noch in der laufenden Legislaturperiode kommen. Die gesetzlichen Vorkehrungen würden bereits jetzt geschaffen, um ein langwieriges Gesetzgebungsverfahren zu vermeiden. Ein kluger Schachzug – oder der verzweifelte Versuch, jahrzehntelange Versäumnisse im Schnellverfahren zu korrigieren?
Rüstungsindustrie unter Druck
Doch Personal allein macht noch keine schlagkräftige Armee. Röwekamp nimmt auch die deutsche Rüstungsindustrie in die Pflicht. Nach dem russischen Angriffskrieg habe man hauptsächlich "marktverfügbare" Produkte gekauft – ein Eingeständnis, dass die heimische Produktion nicht mithalten konnte. Nun müsse Europa wieder selbst produzieren können, was seine Armeen benötigen.
"Jetzt geht es wirklich um Masse und es geht um Fähigkeiten"
Diese Aussage Röwekamps trifft den Kern des Problems. Jahrelang wurde die Bundeswehr kaputtgespart, die Rüstungsindustrie vernachlässigt. Während andere Nationen ihre Verteidigungsfähigkeiten ausbauten, diskutierte Deutschland über Friedensdividenden und setzte auf eine Weltordnung, die spätestens seit dem 24. Februar 2022 der Vergangenheit angehört.
Drohnenabwehr als Achillesferse
Besonders alarmierend sind Röwekamps Aussagen zur Drohnenabwehr. Hier müsse die Bundeswehr "noch erheblich investieren". Der Ukraine-Krieg hat gezeigt, wie entscheidend diese Technologie für moderne Kriegsführung ist. Dass Deutschland hier Nachholbedarf hat, ist ein Armutszeugnis für eine Nation, die sich gerne als Technologieführer sieht.
Die deutsche Industrie sei zwar gut aufgestellt, so Röwekamp, und auch ausländische Armeen griffen auf deutsche Produkte zurück. Doch die Ausweitung der Produktionskapazitäten bleibe ein Problem. Hier rächt sich die jahrelange Vernachlässigung des Verteidigungssektors. Während grüne Ideologen von einer Welt ohne Waffen träumten, rüsteten andere auf.
Ein Paradigmenwechsel mit Hindernissen
Die neue Große Koalition unter Friedrich Merz scheint erkannt zu haben, dass Deutschlands Sicherheit nicht durch Appeasement und moralische Überlegenheit gewährleistet werden kann. Die Realität hat die Politik eingeholt – spät, aber hoffentlich nicht zu spät.
Allerdings wirft die geplante Aufrüstung auch Fragen auf. Woher sollen die zusätzlichen Milliarden kommen? Merz hatte versprochen, keine neuen Schulden zu machen. Gleichzeitig plant die Regierung ein 500 Milliarden Euro Sondervermögen für Infrastruktur. Die Rechnung könnte am Ende wieder der Steuerzahler begleichen müssen – in Form höherer Abgaben und steigender Inflation.
Es bleibt zu hoffen, dass die neue Bundesregierung ihre Verteidigungspolitik nicht nur ankündigt, sondern auch konsequent umsetzt. Deutschland braucht eine starke Bundeswehr – nicht für Abenteuer in fernen Ländern, sondern zur Verteidigung der eigenen Freiheit und Sicherheit. Die Zeit der Naivität muss endgültig vorbei sein.
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