
Georgien im Aufruhr: Massenproteste erschüttern das Land während der Kommunalwahlen
Die Bilder aus Tiflis erinnern an düstere Zeiten: Zehntausende Menschen auf den Straßen, Tränengas in der Luft, verzweifelte Versuche, in den Präsidentenpalast einzudringen. Was sich am Samstag in der georgischen Hauptstadt abspielte, war mehr als nur ein weiterer Protesttag – es war ein Aufschrei gegen eine Regierung, die sich immer weiter von demokratischen Prinzipien entfernt.
Ein Land zwischen Ost und West
Während die Wahlurnen für die Kommunalwahlen geöffnet waren, füllten sich die Straßen mit Menschen, die ihre Zukunft bedroht sehen. Der Vorwurf wiegt schwer: Die Regierung des Georgischen Traums unter Ministerpräsident Irakli Kobachidse würde das Land schleichend in Richtung Moskau führen und sich von der europäischen Wertegemeinschaft abwenden. Ein Vorwurf, den die Regierung vehement zurückweist – während sie gleichzeitig mit harter Hand gegen ihre Kritiker vorgeht.
Die Dramatik der Situation zeigt sich besonders in den Worten des inhaftierten Ex-Präsidenten Michail Saakaschwili, der von der "letzten Chance" zur Rettung der georgischen Demokratie sprach. Wenn ein ehemaliger Staatschef aus dem Gefängnis heraus zu Protesten aufruft, dann steht ein Land wahrlich am Scheideweg.
Repression als Regierungsstil?
Was Menschenrechtsorganisationen berichten, liest sich wie ein Drehbuch aus autoritären Zeiten: Etwa 60 Menschen seien im vergangenen Jahr inhaftiert worden – darunter Oppositionelle, Journalisten und Aktivisten. Amnesty International spricht von einem "Klima der politischen Unterdrückung". Sind das noch die Methoden einer demokratischen Regierung?
Kobachidses Rhetorik lässt wenig Raum für Zweifel an seiner Haltung. Er wirft der Opposition "Radikalität" vor und droht mit strafrechtlicher Verfolgung aller Protestteilnehmer. "Ihre Revolutionsversuche werden definitiv scheitern", tönte er – Worte, die eher an einen Autokraten als an einen demokratisch gewählten Regierungschef erinnern.
Die zerrissene Opposition
Doch auch die Opposition zeigt sich uneinig. Während einige Parteien zum Boykott der Kommunalwahlen aufriefen, stellten andere Kandidaten auf. Diese Fragmentierung schwächt ihre Position zusätzlich in einem Kampf, der ohnehin schon ungleich erscheint.
Die Kommunalwahlen sollten eigentlich ein Stimmungstest nach der umstrittenen Parlamentswahl im Oktober 2024 sein. Doch sie wurden zu einem weiteren Kapitel in der georgischen Krise. Monatelange Proteste nach jener Wahl, bei der sich der Georgische Traum zum Sieger erklärte, haben das Land nicht zur Ruhe kommen lassen.
Ein Land in der Sackgasse?
Die Ereignisse in Georgien werfen fundamentale Fragen auf: Kann ein Land, das geografisch und kulturell zwischen Europa und Russland liegt, seinen eigenen Weg finden? Oder ist es dazu verdammt, zum Spielball geopolitischer Interessen zu werden?
Die Bilder von Tränengas und Massenverhaftungen sprechen eine deutliche Sprache. Ein Land, das einst als Hoffnungsträger für demokratische Entwicklung im Kaukasus galt, scheint sich immer weiter von diesem Pfad zu entfernen. Wenn Regierungen beginnen, ihre eigenen Bürger als Feinde zu behandeln, dann ist das selten ein gutes Zeichen für die Zukunft.
Die internationale Gemeinschaft, insbesondere die EU, steht vor der Herausforderung, angemessen zu reagieren. Wegschauen ist keine Option, wenn in einem Land, das sich einst klar gen Westen orientierte, demokratische Grundrechte mit Füßen getreten werden. Die Georgier haben gezeigt, dass sie bereit sind, für ihre Überzeugungen auf die Straße zu gehen – trotz der Gefahr von Verhaftungen und Gewalt. Diese Courage verdient mehr als nur wohlfeile Worte aus Brüssel.
- Themen:
- #Wahlen

- Kettner Edelmetalle News
- Finanzen
- Wirtschaft
- Politik











