
Goldpreis durchbricht 4.500-Dollar-Marke – Silber kratzt an historischer 70-Dollar-Schwelle
Was für ein Jahr für die Edelmetalle! Während die Papiergeldwährungen dieser Welt weiter an Substanz verlieren und die Staatsschulden in schwindelerregende Höhen klettern, beweist Gold einmal mehr seine zeitlose Funktion als ultimativer Wertspeicher. Zum bereits 50. Mal in diesem Jahr hat das gelbe Metall ein neues Allzeithoch markiert – eine Rekordserie, die selbst hartgesottene Marktbeobachter in Erstaunen versetzt.
Die Flucht in den sicheren Hafen
Der Spot-Goldpreis legte zeitweise um 1,2 Prozent zu und kletterte auf knapp unter 4.500 US-Dollar je Feinunze. Damit baut das Edelmetall seine Gewinne nach dem stärksten Tagesanstieg seit mehr als einem Monat weiter aus. Doch was treibt diese beispiellose Rally? Die Antwort liegt auf der Hand: Es ist das schwindende Vertrauen in die Stabilität des globalen Finanzsystems und die zunehmende Erkenntnis, dass Papiergeld letztlich nur bedrucktes Papier ist.
Die geopolitischen Spannungen verschärfen sich zusehends. Die jüngsten Entwicklungen in Venezuela, wo die USA Öltanker blockiert haben, um den Druck auf die Regierung zu erhöhen, sind nur ein weiteres Symptom einer Welt, die aus den Fugen gerät. „Geopolitische Spannungen sind wieder stärker in den Fokus gerückt", konstatiert Ahmad Assiri, Stratege bei der Pepperstone Group. Diese Entwicklungen erhöhen die Hintergrundnachfrage nach Gold als unverzichtbare Absicherung – eine Einschätzung, die angesichts der globalen Lage kaum überraschen dürfte.
Die Fed und das Spiel mit dem Feuer
An den Finanzmärkten mehren sich die Wetten, dass die US-Notenbank Federal Reserve nach drei Zinssenkungen in Folge auch im kommenden Jahr die Leitzinsen weiter senken wird. Niedrigere Zinsen gelten traditionell als Rückenwind für Gold, da das Edelmetall selbst keine laufenden Erträge abwirft und in einem Umfeld sinkender Renditen attraktiver wird. Doch hier liegt ein fundamentales Missverständnis vor: Gold braucht keine Zinsen, weil es selbst Geld ist – echtes Geld, das seit Jahrtausenden seinen Wert bewahrt hat.
Der Goldpreis hat in diesem Jahr bereits rund 70 Prozent zugelegt und steuert damit auf die beste Jahresperformance seit 1979 zu. Gestützt wird der Anstieg durch umfangreiche Käufe der Zentralbanken – jener Institutionen also, die einerseits das Papiergeld drucken und andererseits offenbar selbst nicht mehr daran glauben. Nach Daten des World Gold Council sind die Bestände in Gold-ETFs in jedem Monat dieses Jahres gestiegen, mit Ausnahme des Mai.
Der „Debasement Trade" – Flucht aus dem Schuldensumpf
Zusätzlichen Schub erhielt der Goldpreis durch die handelspolitischen Vorstöße von US-Präsident Donald Trump und seine wiederholten Drohungen gegen die Unabhängigkeit der Federal Reserve. Viele Investoren setzen zudem auf den sogenannten „Debasement Trade": den Rückzug aus Staatsanleihen und Währungen, deren Wert angesichts stark steigender Staatsschulden langfristig unter Druck geraten könnte. Ein kluger Schachzug, wenn man bedenkt, dass auch die neue deutsche Bundesregierung unter Friedrich Merz trotz gegenteiliger Wahlversprechen ein 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen plant – nichts anderes als neue Schulden, die künftige Generationen belasten werden.
Silber übertrifft sogar Gold
Noch beeindruckender als die Goldentwicklung präsentiert sich das kleine Schwestermetall Silber. Der Preis stieg zeitweise um bis zu 1,4 Prozent auf 69,98 Dollar und näherte sich damit der psychologisch wichtigen Marke von 70 US-Dollar je Unze. Mit einem Plus von rund 140 Prozent seit Jahresbeginn übertrifft Silber sogar die Entwicklung von Gold deutlich. Neben spekulativen Zuflüssen wirken weiterhin Angebotsverwerfungen nach einem historischen Short Squeeze im Oktober unterstützend.
„Statt dass Verkäufer aggressiv eingreifen, ziehen Gold und Silber weiterhin Käufer an. Das deutet darauf hin, dass 4.500 und 70 US-Dollar weniger als harte Obergrenzen gesehen werden, sondern eher als Orientierungspunkte in einem intakten Trend."
ETF-Zuflüsse als Treiber der Rally
Ein wesentlicher Treiber der jüngsten Aufwärtsbewegung ist die starke Nachfrage nach börsengehandelten Fonds. Die Bestände im SPDR Gold Trust von State Street, dem weltweit größten Gold-ETF, stiegen am Dienstag um 12 Tonnen – der größte Tageszufluss seit Oktober. Bemerkenswert dabei: Die Zuflüsse wurden überwiegend von Privatanlegern getragen, weniger von institutionellen Investoren. Das zeigt, dass immer mehr normale Bürger das Vertrauen in das Finanzsystem verlieren und sich nach echten Werten sehnen.
Große Banken wie Goldman Sachs rechnen damit, dass sich der Aufwärtstrend auch 2026 fortsetzt. Das Basisszenario der US-Investmentbank sieht einen Goldpreis von 4.900 US-Dollar je Feinunze – mit Risiken nach oben. Technische Indikatoren signalisieren zwar eine überkaufte Marktlage, doch Investoren lassen sich davon bislang nicht abschrecken.
Die wahren Gründe für den Preisanstieg
Kritische Stimmen weisen darauf hin, dass der Goldpreis hauptsächlich durch zwei Umstände getrieben wird: Erstens ist Gold die sinnvollste Alternative zum Dollar, zweitens die Entwertung der Fiat-Währungen, die man fast im Zeitraffer beobachten kann. In einer solchen Zeit helfen Chartanalysen und sinkende Zinsen nicht weiter – es zählt allein die fundamentale Erkenntnis, dass physische Edelmetalle der einzige wirkliche Schutz vor der schleichenden Enteignung durch Inflation sind.
Für konservative Anleger, die ihr Vermögen langfristig sichern möchten, bieten physische Edelmetalle wie Gold und Silber eine sinnvolle Ergänzung zur Vermögenssicherung. Als Beimischung zu einem gesunden und breit gestreuten Anlage-Portfolio können sie einen wichtigen Beitrag zur Absicherung gegen die Unwägbarkeiten unserer Zeit leisten.
Hinweis: Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung dar. Jeder Anleger ist für seine Investitionsentscheidungen selbst verantwortlich und sollte vor einer Anlageentscheidung eigene Recherchen durchführen oder einen qualifizierten Finanzberater konsultieren.

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