
Mercedes-Benz: Wachablösung in der Entwicklung – Das Ende einer Ära
Die Stuttgarter Automobilschmiede steht vor einem bedeutenden Führungswechsel. Wie aus gut unterrichteten Branchenkreisen zu erfahren ist, werde der Vertrag des langjährigen Entwicklungschefs Markus Schäfer nicht über Mai 2026 hinaus verlängert. Damit setzt Konzernlenker Ola Källenius seinen rigorosen Verjüngungskurs fort – ein Schritt, der die künftige Ausrichtung des Premiumherstellers maßgeblich prägen dürfte.
Der stille Abschied eines Urgesteins
Noch vor wenigen Tagen präsentierte Schäfer auf der IAA in München stolz das Concept AMG GT XX. Es dürfte einer seiner letzten großen Auftritte gewesen sein. Mit 60 Jahren habe der gebürtige Schwabe die konzerninterne Altersgrenze überschritten, nach der Vorstände nur noch jahresweise berufen werden. Eine Verlängerung scheint ausgeschlossen – die formale Entscheidung des Aufsichtsrats stehe zwar noch aus, gelte aber als reine Formsache.
Der Zeitpunkt des Abschieds wirkt durchaus kalkuliert. Schäfer habe die wesentlichen Weichenstellungen für die kommenden Jahre bereits vollzogen: Die neue MMA-Plattform für Kompaktfahrzeuge steht vor der Markteinführung, das hauseigene Betriebssystem MB.OS nimmt Gestalt an, und die Modelloffensive für die nächsten Jahre sei bereits in trockenen Tüchern.
Das Erbe eines Visionärs
Seit 1990 prägte Schäfer die Geschicke des Konzerns mit. Vom Aufbau des CKD-Werks in Kairo über die Leitung des US-Standorts Tuscaloosa bis hin zur Konzeption der hochmodernen Factory 56 – seine Handschrift findet sich in nahezu allen Bereichen des Unternehmens. Besonders stolz dürfte er auf die Zulassung des Drive-Pilot sein, dem ersten automatisierten Fahrassistenzsystem auf Level 3.
Doch hinter den Kulissen soll das Verhältnis zu CEO Källenius nicht immer spannungsfrei gewesen sein. Dem Vernehmen nach hegte Schäfer zeitweise selbst Ambitionen auf den Chefposten – ein Traum, der sich nie erfüllte. Nun orchestriert der schwedische Konzernchef die Nachfolge seines einstigen Rivalen.
Die Kandidaten für die Nachfolge
Die Gerüchteküche brodelt bereits heftig. Als aussichtsreichster Kandidat gelte Michael Schiebe, der mit seinen 41 Jahren perfekt in Källenius' Verjüngungsstrategie passe. Der derzeitige AMG-Chef bringe nicht nur strategisches Geschick mit, sondern verkörpere auch den gewünschten Generationenwechsel.
Ebenfalls im Rennen: Produktionschef Jörg Burzer, der die digitale Transformation der Werke vorangetrieben habe, sowie Jörg Bartels, dessen China-Expertise in Zeiten geopolitischer Spannungen Gold wert sein könnte. Als Außenseiter gelte der Schwede Magnus Östberg – seine Landsmannschaft mit Källenius könnte sich als entscheidender Vorteil erweisen.
Ein Konzern im Umbruch
Schäfers Abgang reiht sich ein in eine Serie von Personalwechseln. Erst kürzlich übernahm Mathias Geisen das Vertriebsressort von Britta Seeger, während Integritätsvorständin Renata Jungo Brüngger auf eigenen Wunsch ausscheidet. Mit durchschnittlich 56 Jahren gehört Källenius mittlerweile zu den Älteren im Vorstand – ein bemerkenswerter Wandel für einen Konzern, der lange für seine Beständigkeit bekannt war.
Die Modelloffensive, die Schäfer noch angestoßen hat, soll nach Jahren der Stagnation endlich wieder Wachstum bringen. Vom elektrischen GLC über die neue Kompaktfamilie bis zur überarbeiteten S-Klasse – die Pipeline ist prall gefüllt. Ob diese Strategie aufgeht, wird allerdings nicht mehr in Schäfers Verantwortung liegen.
Software als Schlüssel zur Zukunft
Besonders wegweisend dürfte Schäfers Beharren auf einer eigenständigen Software-Lösung gewesen sein. Während andere Hersteller auf Partnerschaften setzen, baute Mercedes in Sindelfingen einen Software-Hub mit 3.000 Mitarbeitern auf. Die Kontrolle über Daten und damit verbundene Geschäftsmodelle bleibe so in Stuttgart – eine Entscheidung, deren Tragweite sich erst in den kommenden Jahren zeigen wird.
Mit Schäfers Abgang verliert Mercedes nicht nur einen versierten Techniker, sondern auch einen der letzten Vertreter der alten Garde. Ob sein Nachfolger den eingeschlagenen Kurs fortführt oder neue Akzente setzt, bleibt abzuwarten. Eines scheint jedoch sicher: Die Ära der jahrzehntelangen Betriebszugehörigkeiten in der Führungsetage neigt sich dem Ende zu. In Zeiten rasanten technologischen Wandels mag das durchaus seine Berechtigung haben – ob es dem Stern zum Vorteil gereicht, wird die Zukunft zeigen.
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