
Merz' Waffenembargo: Wenn deutsche Politik zum Spielball des Nahost-Konflikts wird
Die Kritik eines israelischen Geisel-Vaters an Bundeskanzler Friedrich Merz offenbart die ganze Misere deutscher Außenpolitik. Ruby Chen, dessen Sohn Itay seit dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 als Geisel in Gaza festgehalten wird, zeigt sich in einem offenen Brief "gelinde gesagt verwirrt" über das partielle Waffenembargo der Bundesregierung gegen Israel. Doch was als berechtigte Sorge eines verzweifelten Vaters beginnt, entwickelt sich schnell zu einem diplomatischen Minenfeld, das die Schwächen der deutschen Position im Nahost-Konflikt schonungslos offenlegt.
Zwischen moralischem Anspruch und politischer Realität
Chen wirft der Bundesregierung vor, die deutschen Geiseln im Stich zu lassen. Sieben israelische Staatsbürger mit deutschem Pass befinden sich noch immer in den Händen der Hamas-Terroristen. Ihre Namen sollten uns nicht kaltlassen: Rom Braslawski, Siv Berman, Gali Berman, Tamir Adar, Alon Ohel, Tamir Nimrodi und Itay Chen. Braslawski tauchte kürzlich in einem verstörenden Geiselvideo auf - sein Zustand ließ selbst hartgesottene Beobachter erschaudern.
Die Vorwürfe des Vaters wiegen schwer: Deutschland halte sich bei den Geiselverhandlungen im Hintergrund, zeige Passivität und gefährde durch das Waffenembargo sogar die Bemühungen um eine Freilassung. Doch hier offenbart sich ein fundamentales Dilemma: Kann Deutschland angesichts der verheerenden Bilder aus Gaza weiterhin Waffen an Israel liefern, ohne seine eigenen moralischen Grundsätze zu verraten?
Die unbequeme Wahrheit über Israels Vorgehen
Was Ruby Chen in seinem emotionalen Appell ausblendet, sind die erschütternden Realitäten vor Ort. Die israelische Militäroperation in Gaza hat Ausmaße angenommen, die selbst wohlmeinende Beobachter nur noch schwer verteidigen können. Zehntausende zivile Opfer, zerstörte Infrastruktur, eine humanitäre Katastrophe biblischen Ausmaßes - das ist die Bilanz eines Vorgehens, das längst jedes Maß verloren hat.
Israels Botschafter Ron Prosor spricht davon, das "Tischtuch" zwischen Deutschland und Israel sei "echt strapaziert". Eine bemerkenswerte Untertreibung angesichts der Tatsache, dass internationale Gerichte mittlerweile Untersuchungen wegen möglicher Kriegsverbrechen eingeleitet haben. Wenn Prosor behauptet, es gebe eine "Diskussion über die Entwaffnung Israels", bedient er sich einer propagandistischen Übertreibung, die der Sache nicht dienlich ist.
Deutschlands historische Verantwortung neu gedacht
Die reflexhafte Berufung auf Deutschlands historische Verantwortung gegenüber Israel greift zu kurz. Gerade unsere Nazi-Vergangenheit verpflichtet uns dazu, Menschenrechtsverletzungen entschieden entgegenzutreten - egal von wem sie begangen werden. Der Holocaust kann und darf keine Blankovollmacht für hemmungsloses militärisches Vorgehen sein. Im Gegenteil: Die Lehre aus unserer Geschichte muss lauten, dass Menschenrechte universell gelten.
Solidarität mit Israel? Ja, aber nicht bedingungslos. Nicht, wenn fundamentale Prinzipien des Völkerrechts mit Füßen getreten werden. Nicht, wenn die Verhältnismäßigkeit militärischer Aktionen jedes vernünftige Maß sprengt. Die wahre Freundschaft zeigt sich darin, auch unbequeme Wahrheiten auszusprechen.
Merz zwischen allen Stühlen
Bundeskanzler Merz findet sich in einer undankbaren Position wieder. Einerseits der berechtigte Druck der Angehörigen deutscher Geiseln, andererseits die moralische Verpflichtung, nicht zum Komplizen unverhältnismäßiger Gewalt zu werden. Hinzu kommt der innenpolitische Druck durch die stark gewachsene muslimische Bevölkerung in Deutschland, die zunehmend lautstark gegen Israels Vorgehen protestiert.
Die Entscheidung für ein partielles Waffenembargo mag aus dieser Perspektive nachvollziehbar erscheinen. Doch sie offenbart auch die Schwäche deutscher Außenpolitik: Statt klare Position zu beziehen, laviert man zwischen den Fronten. Statt Führung zu zeigen, reagiert man auf Druck von allen Seiten.
Ein Konflikt ohne Gewinner
Ruby Chens verzweifelte Worte berühren. Ein Vater, der um seinen Sohn bangt, verdient unser Mitgefühl und unsere Unterstützung. Doch seine Forderung, Deutschland solle bedingungslos Waffen an Israel liefern, verkennt die Komplexität der Situation. Würden mehr Waffen wirklich zur Freilassung der Geiseln führen? Oder würden sie nur weiteres Leid verursachen?
Die Hamas trägt zweifellos die Hauptverantwortung für das Leid der Geiseln und ihrer Familien. Der Terror vom 7. Oktober war ein abscheuliches Verbrechen, das durch nichts zu rechtfertigen ist. Doch die Antwort darauf kann nicht in einer Eskalationsspirale bestehen, die immer mehr Unschuldige in den Abgrund reißt.
Deutschland steht vor der Herausforderung, seine historische Verantwortung gegenüber Israel mit seinen Verpflichtungen gegenüber dem Völkerrecht in Einklang zu bringen. Das partielle Waffenembargo mag ein zaghafter Versuch sein, diesem Spagat gerecht zu werden. Ob es den Geiseln hilft? Fraglich. Ob es Deutschlands Ansehen in der Region stärkt? Unwahrscheinlich. Ob es die richtigen Signale sendet? Das wird die Geschichte zeigen.
Eines steht fest: Die deutsche Politik muss endlich aus ihrer Passivität erwachen und eine kohärente Nahost-Strategie entwickeln. Eine Strategie, die sowohl unserer historischen Verantwortung als auch unseren Werten gerecht wird. Eine Strategie, die nicht nur reagiert, sondern gestaltet. Denn nur so können wir einen konstruktiven Beitrag zur Lösung dieses scheinbar unlösbaren Konflikts leisten.
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