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Kettner Edelmetalle
09.12.2025
07:29 Uhr

Saudi-Arabiens Größenwahn: Wenn Wüstenträume auf harte Realität treffen

Man könnte meinen, die Saudis hätten aus Chinas spektakulären Fehlschlägen mit ihren Geisterstädten gelernt. Doch weit gefehlt. Mit "The Line" wiederholt das Königreich dieselben Fehler - nur diesmal in der Wüste und mit noch mehr Größenwahn. Was als futuristische Utopie für neun Millionen Menschen angepriesen wurde, entpuppt sich bereits jetzt als monumentales Scheitern arabischer Planwirtschaft.

Der Traum vom linearen Paradies

Als Kronprinz Mohammed bin Salman im Januar 2021 sein Prestigeprojekt "The Line" vorstellte, klang es wie aus einem Science-Fiction-Roman: Eine 170 Kilometer lange Stadt, die sich schnurgerade durch die Wüste zieht, vollständig mit erneuerbaren Energien betrieben und so konzipiert, dass jeder Bewohner alles Notwendige binnen fünf Minuten zu Fuß erreichen könne. Die gesamte Stadt sollte in nur zwanzig Minuten durchquert werden können - ein architektonisches Wunderwerk, das die Welt in Staunen versetzen würde.

Drei Jahre später zeigt sich: Sandburgen halten eben nicht ewig. Von den versprochenen 170 Kilometern werden bis 2030 gerade einmal 2,4 Kilometer fertiggestellt sein. Die Führungsriege des Projekts wurde bereits ausgetauscht, und der staatliche Investmentfonds kämpft verzweifelt um Finanzierung. Die Realität holt die Träumer ein - und das auf brutale Weise.

Wenn Öl-Milliarden nicht mehr sprudeln

Das fundamentale Problem liegt in der wirtschaftlichen Basis des Projekts. Saudi-Arabiens Reichtum basiert auf Öl - einem Rohstoff, dessen Preis zwischen 2012 und 2020 von über 110 Dollar pro Barrel auf magere 42 Dollar abstürzte. Aktuell dümpelt er bei etwa 70 Dollar herum. Auf diesem schwankenden Fundament eine Billionen-Dollar-Stadt zu errichten, gleicht dem Versuch, auf Treibsand zu bauen.

"Städte sind in erster Linie Arbeitsmärkte, keine Kunstwerke"

Diese Weisheit des Stadtplaners Alain Bertaud von der George Mason University trifft den Kern des Problems. Die glänzenden Werbevideos von Neom zeigen eine makellose, drohnenerfüllte Zukunft - verschweigen aber die elementarste Frage: Wer soll dort eigentlich leben? Es gibt keine identifizierte Zielgruppe jenseits der hohlen Phrase "neun Millionen", keine angesiedelten Industrien, keine internationalen Unternehmen, die sich zu Büroflächen verpflichtet hätten.

Menschenrechte als Bauopfer

Noch verstörender sind die Berichte der BBC über die bereits begonnenen Bauarbeiten. Lokale Gemeinschaften wurden zwangsumgesiedelt, Widerständler als Rebellen gebrandmarkt. Saudi-arabische Behörden rechtfertigten sogar den Einsatz tödlicher Gewalt gegen jene, die sich der Vertreibung widersetzten. Ein Projekt, das sich als futuristische Utopie verkauft, beginnt mit mittelalterlichen Methoden.

Das erinnert fatal an die Praktiken totalitärer Regime des 20. Jahrhunderts, die ihre Großprojekte ebenfalls auf dem Rücken der eigenen Bevölkerung austragen. Während man von technologischem Fortschritt schwärmt, werden grundlegende Menschenrechte mit Füßen getreten - ein Widerspruch, der symptomatisch für die gesamte saudische Gesellschaftsordnung ist.

Ein modernes Kastensystem als Fundament

Saudi-Arabien lockt seit Jahren ausländische Arbeitskräfte mit dem Versprechen von null Prozent Einkommenssteuer und relativer Sicherheit. Doch wie Nobelpreisträger Daron Acemoglu richtig feststellt, seien es Institutionen, nicht Steuervorteile, die nachhaltigen Wohlstand schaffen würden. Und genau hier offenbart sich das strukturelle Problem des Königreichs.

Das Land funktioniert wie ein modernes Kastensystem: Etwa 40 Prozent der Bevölkerung sind Ausländer, die systematisch benachteiligt werden. In öffentlichen Schulen dürfen maximal 15 Prozent Nicht-Saudis sein. Wohlfahrtsprogramme bleiben Staatsbürgern vorbehalten. Die Einbürgerung? Nach zehn Jahren Wartezeit dürfe man sich bewerben - ohne jede Garantie.

Besonders perfide sind die "Saudisierungs"-Quoten: In vielen Sektoren müssen mindestens 30 Prozent der Angestellten saudische Staatsbürger sein, ganze Berufsfelder bleiben ihnen exklusiv vorbehalten. Ein System, das auf Quoten und Ausgrenzung basiert, könne niemals echte Leistungsgesellschaft hervorbringen. Wenn Staatsbürgerschaft statt Fähigkeit entscheidet, verliert jede Gesellschaft ihre besten Talente.

Die Lehren aus Chinas Geisterstädten

China produzierte zwischen 2011 und 2013 mehr Zement als die USA im gesamten 20. Jahrhundert. Dutzende neu gebauter Städte stehen heute weitgehend leer. Eine Vorzeigestadt im chinesischen Hinterland, geplant für über eine Million Menschen, beherbergt aktuell weniger als 100.000 Seelen. Die Planer hatten sich fundamental verrechnet.

Doch Saudi-Arabien ignoriert diese Warnsignale. Schlimmer noch: Es versteht nicht einmal, was eine Stadt im Kern ausmacht. Bereits Aristoteles lehrte, dass eine Stadt drei Dinge benötige: eine funktionierende politeia (Bürger, die regieren und regiert werden können), autarkeia (eine wirtschaftliche Basis zur Selbstversorgung) und koinōnia (eine gemeinsame Vorstellung vom guten Leben).

"The Line" erfüllt keine einzige dieser Bedingungen. Die meisten Bewohner werden rechtlose Nicht-Bürger sein. Es fehlt jede wirtschaftliche Basis. Und von einer Gemeinschaft kann keine Rede sein, wenn Menschen nur als temporäre Arbeitskräfte existieren.

Das Scheitern der Planwirtschaft in der Wüste

Die Ironie ist kaum zu übersehen: Ein Land, dessen moderne Grenzen einst von Kolonialmächten gezogen wurden, versucht nun selbst, perfekte Linien zu ziehen. Doch es übersieht die älteste Lektion der Wüste: Linien ziehen ist einfach - in ihnen zu leben nicht.

Städte entstehen durch Freiheit, Wahlmöglichkeiten und organische Nachfrage von unten - nicht durch architektonische Dekrete von oben. Ohne Meinungsfreiheit, ohne politische Teilhabe, ohne echte Bürgerrechte kann keine lebendige Stadt entstehen. Das Schicksal des Journalisten Jamal Khashoggi mahnt eindringlich, was mit Dissidenten in diesem System geschieht.

Saudi-Arabien beweist einmal mehr, dass Geld allein keine Probleme löst. Stahl und Glas mögen Mauern errichten können, aber sie schaffen keine Stadt, in der die Grundlagen zivilen Lebens Wurzeln schlagen dürfen. "The Line" wird als Mahnmal menschlicher Hybris in die Geschichte eingehen - ein weiteres Beispiel dafür, was passiert, wenn autoritäre Regime glauben, sie könnten die Gesetze menschlicher Gemeinschaftsbildung ignorieren.

In einer Zeit, in der selbst in Deutschland die Politik zunehmend planwirtschaftliche Züge annimmt und Billionen für ideologische Prestigeprojekte verpulvert werden, sollten wir aus Saudi-Arabiens Scheitern lernen. Echte Städte, echte Gemeinschaften entstehen nicht am Reißbrett, sondern durch die freie Entfaltung ihrer Bürger. Alles andere sind nur teure Luftschlösser - ob in der arabischen Wüste oder in deutschen Amtsstuben.

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