
Wadephul-Debakel: Wenn Außenpolitik zur Lachnummer wird
Was passiert, wenn ein Außenminister zum wandelnden Fettnäpfchen mutiert? Die Große Koalition unter Friedrich Merz erlebt es gerade hautnah. Johann Wadephul, seines Zeichens CDU-Außenminister, hat es binnen eines halben Jahres geschafft, vom vermeintlichen außenpolitischen Zugpferd zur Belastung für die gesamte Regierung zu werden. In Unionskreisen munkelt man bereits über einen vorzeitigen Abgang – und die Scherze über den Mann mit dem unglücklichen Nachnamen werden immer bitterer.
Der Syrien-Fauxpas als Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte
Es war ausgerechnet während seiner Syrien-Reise, als Wadephul den wohl folgenschwersten seiner zahlreichen Patzer beging. Inmitten zerstörter Stadtviertel verkündete der Außenminister: „Kurzfristig können sie nicht zurückkehren." Ein Satz, der wie eine Steilvorlage für all jene Verwaltungsgerichte wirkt, die derzeit über die Rückkehr syrischer Migranten zu entscheiden haben. Im Bundesinnenministerium von Alexander Dobrindt herrschte blankes Entsetzen.
Besonders brisant: Kanzler Merz hatte zeitgleich mit dem türkischen Präsidenten Erdogan über genau dieses Thema verhandelt – die Rückkehr deutscher Syrien-Flüchtlinge. Wadephuls voreiliger Kommentar torpedierte diese diplomatischen Bemühungen auf spektakuläre Weise. Doch anstatt zurückzurudern, legte der Minister in der Fraktionssitzung noch nach. Sein Vergleich Syriens mit „Deutschland 1945" und die peinliche Selbstverteidigung „Ich bin kein Weichei" sorgten für Kopfschütteln in den eigenen Reihen.
Eine Chronologie des diplomatischen Versagens
Die Liste der Wadephul'schen Entgleisungen liest sich wie ein Lehrbuch für misslungene Außenpolitik. Im Juli plauderte er unabgesprochen aus, Deutschland werde mittelfristig fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung ausgeben – ohne vorherige Abstimmung mit dem Koalitionspartner SPD. Ein diplomatischer Affront erster Güte.
Noch gravierender war seine Wortwahl bezüglich Israel. Von einer „Zwangssolidarität" sprach er, als wäre die historische Verantwortung Deutschlands gegenüber dem jüdischen Staat eine lästige Pflichtübung. Später stellte er im Alleingang Waffenlieferungen an Israel infrage – wieder ohne Rücksprache mit Kanzler oder Koalition.
„Ganz gleich, wo man auf der Welt einen Fettnapf aufstellt", so ein hochrangiges CSU-Mitglied, „Wadephul fliegt hin und tritt hinein."
Die Peinlichkeiten setzen sich fort: Eine überschwängliche Twitter-Gratulation an seine grüne Amtsvorgängerin Annalena Baerbock ließ viele in der Union rätseln, ob der Minister womöglich die Jubel-Beamten der Grünen übernommen habe. Kurz vor der wichtigen USA-Reise des Kanzlers kritisierte er den Stil der Trump-Regierung als „irritierend" und „gewöhnungsbedürftig" – ein Timing, das diplomatisch kaum ungeschickter hätte sein können.
China-Debakel: Wenn Diplomatie zur Sackgasse wird
Den vorläufigen Tiefpunkt markierte Wadephuls Umgang mit China. So undiplomatisch und rüde ging er mit Peking um, dass man ihn dort schlichtweg auflaufen ließ. Mangels Gesprächspartnern musste er seinen geplanten Besuch absagen – eine Demütigung, die in der Geschichte der deutschen Außenpolitik ihresgleichen sucht.
In der Unionsfraktion hat man für den schleswig-holsteinischen Politiker mittlerweile einen neuen Titel gefunden: „Minister auf Bewährung". Die Wortspiele mit seinem Namen – „what a fool" (was für ein Narr) – mögen noch harmlos klingen, doch dahinter verbirgt sich wachsender Unmut über einen Außenminister, der die deutsche Diplomatie zur Lachnummer zu machen droht.
Die Koalition in der Zwickmühle
Für die noch junge Große Koalition unter Friedrich Merz wird Wadephul zunehmend zum Problem. Eigentlich sollte er im Verbund mit dem Kanzleramt Außenpolitik aus einem Guss machen. Stattdessen produziert er Schlagzeilen, die der Opposition Munition liefern und die eigenen Reihen zur Verzweiflung treiben.
Die Frage ist nicht mehr ob, sondern wann die Geduld der Koalition erschöpft sein wird. Noch hält man nach außen zusammen, noch gilt das Prinzip „Geschlossenheit vor dem Fall". Doch wie lange noch? In Zeiten, in denen Deutschland außenpolitisch Stärke und Verlässlichkeit zeigen müsste – man denke nur an den andauernden Ukraine-Krieg oder die explosive Lage im Nahen Osten – kann sich die Bundesrepublik einen Außenminister, der von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen stolpert, schlichtweg nicht leisten.
Die bittere Ironie: Während die vorherige Ampel-Koalition an inneren Streitigkeiten zerbrach, könnte es bei der Großen Koalition ausgerechnet die Außenpolitik sein, die zum ersten personellen Opfer führt. Ein Außenminister, der weder im Ausland noch im Inland ernst genommen wird, ist für eine Regierung, die Deutschland wieder zu alter Stärke führen will, untragbar. Die Uhr für Johann Wadephul tickt – und sie tickt immer lauter.

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