
Zentralbanken bremsen Zinssenkungstempo: Wenn Politik und Zölle die Geldpolitik lähmen
Die großen Notenbanken dieser Welt treten bei ihren Zinssenkungen kräftig auf die Bremse. Was noch vor wenigen Monaten wie ein koordinierter Lockerungsmarathon aussah, verwandelt sich zunehmend in ein zögerliches Herumtasten im geldpolitischen Nebel. Die Gründe dafür sind so vielfältig wie beunruhigend: hartnäckige Inflation, internationale Handelskonflikte und eine Politik, die zunehmend in die Unabhängigkeit der Notenbanken eingreift.
Trump macht Druck auf Powell – und die Märkte zittern
Besonders brisant ist die Lage in den USA, wo Präsident Donald Trump seinen Unmut über die Zinspolitik der Federal Reserve kaum noch verhehlt. Der Präsident liebäugelte sogar öffentlich damit, Fed-Chef Jerome Powell zu feuern – ein Schritt, der die Finanzmärkte in Turbulenzen stürzen würde. Nur die Aussicht auf massive Marktverwerfungen scheint Trump vorerst davon abzuhalten, diesen beispiellosen Schritt zu wagen.
Die Fed steht vor ihrem nächsten Zinsentscheid, und die Märkte sind sich praktisch sicher: Es wird keine Zinssenkung geben. Dabei hatte Trump massive Zinssenkungen gefordert. Doch die jüngsten Inflationsdaten – ein Anstieg auf 2,7 Prozent im Juni – geben den Notenbankern recht, die vor voreiligen Lockerungen warnen.
Europa im Wartemodus: Die EZB und das Zoll-Dilemma
Die Europäische Zentralbank hat ihre Zinsen unverändert gelassen, nachdem sie innerhalb eines Jahres achtmal gesenkt hatte. Der Hauptzinssatz liegt nun bei 2 Prozent, verglichen mit 4 Prozent vor einem Jahr. Die Inflation ist zwar auf das EZB-Ziel von 2 Prozent zurückgekehrt, doch die Unsicherheit über die Handelspolitik zwischen Brüssel und Washington lähmt weitere Entscheidungen.
Die Märkte sehen eine 80-prozentige Chance für eine letzte Zinssenkung um 25 Basispunkte bis Jahresende. Doch das hängt davon ab, ob die Politiker in Brüssel und Washington sich auf ein Handelsabkommen einigen können. Die von Trump verhängten Zölle – 20 Prozent auf EU-Importe – belasten bereits jetzt die europäische Wirtschaft erheblich.
Schweiz: Die Negativzins-Versuchung schwindet
Die Schweizerische Nationalbank hält ihre Zinsen bei null Prozent, nachdem Spekulationen über eine Rückkehr zu Negativzinsen aufgekommen waren. Der scheinbar unaufhaltsame Anstieg des Schweizer Frankens als sicherer Hafen bereitet den Währungshütern Kopfzerbrechen. Händler vermuten bereits, dass die SNB begonnen hat, am Devisenmarkt zu intervenieren, um den Franken zu schwächen.
Japan schwimmt gegen den Strom
Als einzige große Notenbank befindet sich die Bank of Japan im Zinserhöhungsmodus. Doch auch hier komplizieren politische Unsicherheiten und Handelskonflikte die Lage. Nachdem Japan und die USA diese Woche ein Handelsabkommen geschlossen haben, signalisierte BOJ-Gouverneur Shinichi Uchida, dass die Bedingungen für weitere Zinserhöhungen langsam reifen könnten.
Die politische Instabilität in Japan – Premierminister Shigeru Ishiba dementierte Medienberichte über seinen möglichen Rücktritt – trägt nicht gerade zur Klarheit bei. Dennoch scheint die Bank of Japan entschlossen, ihren Sonderweg fortzusetzen, sofern die Inflation nachhaltig das 2-Prozent-Ziel erreicht.
Die neue Realität: Politik dominiert Geldpolitik
Was sich derzeit an den globalen Finanzmärkten abspielt, ist mehr als nur eine normale geldpolitische Anpassung. Es ist ein Paradigmenwechsel, bei dem politische Erwägungen zunehmend die traditionell unabhängige Geldpolitik überlagern. Trumps Zollpolitik und seine offenen Drohungen gegen die Fed-Führung sind nur die Spitze des Eisbergs.
In diesem Umfeld der Unsicherheit gewinnen physische Werte wie Gold und Silber an Attraktivität. Während Notenbanken zwischen politischem Druck und ökonomischen Realitäten lavieren müssen, bieten Edelmetalle einen Schutz vor den Unwägbarkeiten der Geldpolitik. Sie sind nicht von den Launen einzelner Politiker abhängig und bewahren ihren Wert unabhängig davon, ob Zentralbanken die Zinsen senken, erhöhen oder einfach nur abwarten.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Notenbanken ihre Unabhängigkeit bewahren können oder ob sie endgültig zu Spielbällen der Politik werden. Für Anleger bedeutet dies: Die Zeiten werden nicht ruhiger, und eine breite Diversifikation des Vermögens, einschließlich einer soliden Beimischung physischer Edelmetalle, erscheint sinnvoller denn je.
Hinweis: Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung dar. Jeder Anleger muss seine Investitionsentscheidungen selbst treffen und trägt die volle Verantwortung für seine Anlageentscheidungen. Wir empfehlen, sich umfassend zu informieren und gegebenenfalls professionellen Rat einzuholen.

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