
Daimler Truck und Volvo gründen Software-Allianz: Ein Pakt der Giganten oder verzweifelter Versuch gegen Tesla?
Die beiden europäischen Nutzfahrzeug-Riesen Daimler Truck und Volvo haben sich zusammengetan und das Gemeinschaftsunternehmen "Coretura" aus der Taufe gehoben. Was auf den ersten Blick wie eine strategische Meisterleistung aussehen mag, wirft bei genauerem Hinsehen durchaus Fragen auf. Handelt es sich hier um einen visionären Schritt in die digitale Zukunft oder eher um den verzweifelten Versuch, im Wettlauf gegen amerikanische und chinesische Tech-Giganten nicht völlig abgehängt zu werden?
Die neue Software-Schmiede im Detail
Das frisch gegründete Joint Venture mit Sitz im schwedischen Göteborg soll eine gemeinsame softwaredefinierte Fahrzeugplattform sowie ein Lkw-Betriebssystem entwickeln. Unter der Führung des Volvo-Managers Johan Lunden starten zunächst 50 Mitarbeiter in das ambitionierte Projekt. Daimler-Truck-Chefin Karin Rådström spricht von einem "klaren strategischen Fokus auf die Softwareentwicklung für Nutzfahrzeuge", während ihr Volvo-Pendant Martin Lundstedt das Engagement für "nachhaltige und intelligente Transportlösungen" betont.
Doch was steckt wirklich hinter diesen wohlklingenden Phrasen? Die harte Realität ist, dass europäische Hersteller im Bereich der Fahrzeugsoftware massiv ins Hintertreffen geraten sind. Während Tesla seine Fahrzeuge wie rollende Computer konzipiert und chinesische Hersteller mit atemberaubender Geschwindigkeit aufholen, müssen sich die traditionellen Platzhirsche nun zusammenraufen, um überhaupt noch mithalten zu können.
Wettbewerber bleiben Wettbewerber - wirklich?
Besonders pikant: Beide Unternehmen betonen ausdrücklich, dass sie weiterhin Konkurrenten bleiben würden. Man wolle "auf ein komplett eigenständiges Produkt- und Dienstleistungsangebot setzen". Diese Beteuerungen klingen fast schon verzweifelt - als müsse man sich selbst und der Öffentlichkeit versichern, dass man trotz der engen Kooperation noch eigenständige Unternehmen sei.
Die Wahrheit dürfte sein: In Zeiten, in denen Software zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor wird, können es sich selbst Branchengrößen nicht mehr leisten, alleine zu agieren. Die Entwicklungskosten für moderne Fahrzeugsoftware verschlingen Milliarden, und die benötigten Talente sind rar gesät - besonders in Europa, wo die besten Köpfe längst von amerikanischen Tech-Giganten abgeworben wurden.
Ein Blick in die Zukunft der Transportbranche
Die Kooperation ist Teil eines größeren Trends in der Automobilindustrie. Bereits bei der Entwicklung von Brennstoffzellen arbeiten Daimler Truck und Volvo zusammen. Diese Bündelung der Kräfte mag aus unternehmerischer Sicht sinnvoll sein, wirft aber auch Fragen auf: Führt diese Konsolidierung nicht zwangsläufig zu weniger Innovation und höheren Preisen für die Kunden?
Während die Politik in Berlin und Brüssel von "digitaler Souveränität" träumt, zeigt die Realität ein anderes Bild. Europäische Unternehmen sind zunehmend gezwungen, sich zusammenzuschließen, um gegen die Übermacht aus Übersee bestehen zu können. Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz mag zwar ein 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für Infrastruktur aufgelegt haben, doch was nützen die besten Straßen, wenn die darauf fahrenden Lkw ihre Software aus dem Silicon Valley oder Shenzhen beziehen müssen?
Die wahren Herausforderungen
Die eigentliche Herausforderung für Coretura wird nicht nur technischer Natur sein. Das Unternehmen muss es schaffen, in einem von amerikanischen und asiatischen Playern dominierten Markt Fuß zu fassen. Dabei kämpft man nicht nur gegen technologischen Rückstand, sondern auch gegen regulatorische Hürden und eine in Europa oft innovationsfeindliche Bürokratie.
Es bleibt abzuwarten, ob diese Allianz der Giganten tatsächlich die erhofften Früchte trägt oder ob sie lediglich den unvermeidlichen Niedergang der europäischen Nutzfahrzeugindustrie hinauszögert. Eines ist jedoch sicher: In einer Welt, in der Software zunehmend über Hardware triumphiert, müssen traditionelle Hersteller radikal umdenken - oder sie werden von der Geschichte überrollt.
Die Gründung von Coretura mag ein Schritt in die richtige Richtung sein. Doch angesichts der gewaltigen Herausforderungen wirkt sie eher wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Europa braucht nicht nur Kooperationen zwischen etablierten Playern, sondern eine grundlegende Neuausrichtung seiner Industriepolitik - weg von lähmender Überregulierung, hin zu echter Innovationsförderung. Nur so können wir verhindern, dass unsere einst stolze Automobilindustrie zum Zulieferer für amerikanische und chinesische Tech-Konzerne degradiert wird.
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