
Das Ende einer Ära: Cherry kapituliert vor deutschem Standortnachteil
Wieder einmal muss Deutschland den Abgang eines traditionsreichen Unternehmens verkraften. Der renommierte Peripheriegerätehersteller Cherry aus Auerbach in der Oberpfalz zieht nach sechs Jahrzehnten die Reißleine und beendet seine komplette Produktion am deutschen Standort. Die weltberühmten Tastaturen mit dem Qualitätssiegel "Made in Germany" werden künftig in Fernost vom Band laufen – ein weiterer Sargnagel für den Industriestandort Deutschland.
Wenn deutsche Wertarbeit zum Luxus wird
Die Begründung der Geschäftsleitung liest sich wie ein Armutszeugnis für die deutsche Wirtschaftspolitik: Die hiesigen Löhne samt Sozialversicherungsabgaben würden eine rentable Fertigung unmöglich machen. Man fragt sich unweigerlich, wie es soweit kommen konnte, dass ein Unternehmen, dessen mechanische Tastaturschalter weltweit als Goldstandard galten, vor den deutschen Standortkosten kapitulieren muss.
Besonders bitter: Cherry war keine x-beliebige Klitsche, sondern ein Technologieführer. Erst Anfang 2025 präsentierte das Unternehmen auf der Computex seine revolutionären induktiven Analog-Switches der IK-Serie – eine Innovation, die in der Branche für Furore sorgte. Doch selbst technologische Spitzenleistungen können offenbar die erdrückenden Standortnachteile nicht mehr kompensieren.
Die Firmenzentrale als Feigenblatt
Immerhin – und das verkauft Cherry als Erfolg – bleibe die Firmenzentrale in der Oberpfalz erhalten. Die ehemaligen Produktionshallen würden zu Lagerflächen umfunktioniert, heißt es beschönigend. Was für ein Abstieg! Wo einst hochqualifizierte Facharbeiter präzise Switches fertigten, werden künftig nur noch Kartons gestapelt. Der Stammsitz mutiere zum reinen "Entwicklungszentrum mit angeschlossener Logistik" – eine euphemistische Umschreibung für das, was von einem einst stolzen Produktionsstandort übrig bleibt.
"Die anhaltenden finanziellen Schwierigkeiten schlugen sich zuletzt auch in einem massiven Wertverlust der Cherry-Aktie nieder."
Die Krise sitzt tief: Auf der letzten Hauptversammlung musste der Vorstand eingestehen, dass sogar der Verkauf einer der beiden verbliebenen Kernsparten – entweder "Peripherals" oder "Digital Health & Solutions" – unausweichlich sei. Ein Unternehmen, das sich selbst zerlegen muss, um zu überleben – das ist die bittere Realität des Wirtschaftsstandorts Deutschland im Jahr 2025.
Chinesische Konkurrenz als Totengräber
Die Geschichte von Cherrys Niedergang liest sich wie ein Lehrstück über verpasste Chancen und politisches Versagen. Als 2014 das Patent für die legendären MX-Switches auslief, hätte die Politik handeln müssen. Stattdessen überließ man das Feld kampflos chinesischen Herstellern wie Kailh, Gateron und Outemu, die den Markt mit billigen Kopien fluteten und – das ist der eigentliche Skandal – mittlerweile sogar technologisch überlegen sind. Während Cherry noch an traditionellen Konzepten festhielt, beherrschten die Asiaten längst innovative Technologien wie den Halleffekt für variable Auslösepunkte.
Es ist ein Treppenwitz der Geschichte: Ein Unternehmen, das 1953 in den USA gegründet wurde und 1963 eine deutsche Fertigungslinie einrichtete, kehrt nun gewissermaßen zu seinen "Wurzeln" zurück – nur dass diese Wurzeln heute in China liegen. Walter Cherry würde sich im Grabe umdrehen, könnte er sehen, was aus seinem Lebenswerk geworden ist.
Die Mär von der gleichbleibenden Qualität
Natürlich versuchen Unternehmensführung und sogenannte "Branchenkenner" die treue Fangemeinde zu beruhigen. Deutsche Manager könnten in chinesischen Fabriken dieselben hohen Standards durchsetzen, heißt es. Wer's glaubt, wird selig. Die Realität zeigt ein anderes Bild: Sobald die Produktion einmal verlagert ist, folgt der schleichende Qualitätsverlust so sicher wie das Amen in der Kirche. Kostendruck führt zu Kompromissen, Kompromisse zu Qualitätseinbußen – eine Abwärtsspirale, die schon unzählige deutsche Traditionsmarken in die Bedeutungslosigkeit geführt hat.
Ein Symptom für Deutschlands Abstieg
Der Fall Cherry ist symptomatisch für den Zustand unseres Landes. Während die Politik sich in ideologischen Grabenkämpfen verliert und die Wirtschaft mit immer neuen Auflagen und Abgaben stranguliert, wandern die letzten verbliebenen Perlen der deutschen Industrie ab. Die neue Große Koalition unter Friedrich Merz hatte versprochen, den Standort Deutschland wieder wettbewerbsfähig zu machen. Stattdessen erleben wir eine Fortsetzung der desaströsen Wirtschaftspolitik der Vorgängerregierungen.
Das 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für Infrastruktur, das Merz trotz gegenteiliger Versprechen aufgelegt hat, wird die Inflation weiter anheizen und kommende Generationen mit Schulden belasten. Gleichzeitig bleibt die dringend notwendige Entlastung der Unternehmen aus. Die Folge: Traditionsunternehmen wie Cherry müssen kapitulieren.
Es ist höchste Zeit, dass Deutschland wieder zu einer vernünftigen Wirtschaftspolitik zurückfindet. Weniger Bürokratie, niedrigere Abgaben, mehr Freiheit für Unternehmer – nur so lässt sich der Exodus stoppen. Doch solange die Politik lieber Klimaneutralität im Grundgesetz verankert, statt sich um die realen Probleme der Wirtschaft zu kümmern, werden wir noch viele Cherrys verlieren. Die Frage ist nur: Wie viele Traditionsunternehmen müssen noch das Land verlassen, bis die Politik endlich aufwacht?
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