
Gelsenkirchen im Umbruch: AfD zieht in Stichwahl um Oberbürgermeisteramt
Die einstige SPD-Hochburg Gelsenkirchen erlebt einen politischen Erdrutsch. Bei den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen schaffte es der AfD-Kandidat Norbert Emmerich mit 29,75 Prozent der Stimmen in die Stichwahl um das Oberbürgermeisteramt. Sein Ergebnis liegt nur sieben Prozentpunkte hinter der SPD-Bewerberin Karin Henze, die 37 Prozent erreichte. Ein Resultat, das die politische Landschaft der Ruhrgebietsstadt fundamental erschüttert.
Der Niedergang einer stolzen Arbeiterstadt
Im vierten Stock des Hans-Sachs-Hauses herrscht an diesem Wahlabend eine bemerkenswerte Atmosphäre. Während sich nebenan rund 100 Christdemokraten in stickiger Luft und angespannter Stimmung drängen, sitzen in einem anderen Raum nur fünf AfD-Fraktionsmitglieder – umringt von Journalisten aus aller Welt. Die Symbolik könnte kaum deutlicher sein: Die CDU, einst stolze Volkspartei, spielt in Gelsenkirchen mit mageren 19,18 Prozent nur noch eine Nebenrolle.
Der 72-jährige Bankkaufmann Emmerich zeigt sich kämpferisch. Seine Analyse der Stadtentwicklung fällt vernichtend aus. Die Menschen würden wegziehen, weil sie "die Nase voll haben", erklärt er. Die Einkaufsqualität habe dramatisch nachgelassen, traditionsreiche Geschäfte verschwänden. C&A existiere nur noch auf einer Etage, der Kaufhof sei komplett verschwunden. Für Emmerich sind das keine Einzelfälle, sondern Symptome einer Stadt, die ihre Zukunft verspielt habe.
Migration als Brennpunkt der Debatte
Besonders pointiert äußert sich die 31-jährige Landtagsabgeordnete Enxhi Seli-Zacharias zu den sozialen Verwerfungen in der Stadt. Mit albanischen Wurzeln und eigener Migrationserfahrung spricht sie Klartext über die Folgen der Armutszuwanderung. Mobile Kitas gebe es ausschließlich für Roma-Familien, während arbeitende Mütter leer ausgingen. Ein Ungleichgewicht, das sie als "Schlag ins Gesicht jedes Menschen, der hier jeden Morgen aufsteht" bezeichnet.
"Uns wählen hier auch Migranten, die keine Lust mehr haben auf diese katastrophalen Zustände"
Diese Aussage von Seli-Zacharias markiert einen bemerkenswerten Wendepunkt. Die AfD positioniert sich nicht mehr nur als Protestpartei, sondern als Vertreterin all jener, die sich von der etablierten Politik im Stich gelassen fühlen – unabhängig von ihrer Herkunft. Ein Narrativ, das offenbar verfängt: Bei der Ratswahl liegt die AfD mit 30,05 Prozent praktisch gleichauf mit der SPD (30,26 Prozent).
Schrottimmobilien und Sozialbetrug
Die Probleme, die Emmerich und Seli-Zacharias ansprechen, sind keine Hirngespinste. Ganze Straßenzüge seien verwahrlost, Schrottimmobilien verfielen zusehends. Besonders empörend: Eigentümer würden aus verfallenen Häusern noch Profit schlagen, indem sie Matratzen für 200 Euro vermieteten. Der Sozialbetrug habe mittlerweile "mafiöse Strukturen" angenommen, so die Landtagsabgeordnete.
Diese Zustände seien das Ergebnis jahrzehntelanger Fehlpolitik. Die Stadt sei "kaputtgespart und vernachlässigt" worden. Während im Foyer des Hans-Sachs-Hauses bunte Handabdrücke für "Menschenrechte für alle" werben und das Kommunale Integrationszentrum von einem "bunten Herzen" schwärmt, sieht die Realität auf den Straßen anders aus.
Integration gescheitert?
Seli-Zacharias' Kritik an der Integrationspolitik wiegt schwer, gerade weil sie selbst einen Migrationshintergrund hat. Mit sechs Jahren kam sie aus Albanien nach Deutschland, nahm später die deutsche Staatsbürgerschaft an. Heute beklagt sie, dass Kinder mit Migrationshintergrund es schwerer hätten als früher. Die Schulen würden sich "unterwerfen" – mit Halal-Essen in der Mensa und progressiven Flaggen am Fahnenmast.
Ihr Vorwurf: Lehrer und Schulleitungen hätten den Anspruch aufgegeben, dass Deutsch die gemeinsame Unterrichtssprache sei. Statt konsequenter Sprachförderung werde eine Vielfalt gefeiert, die niemandem helfe. Das Ergebnis sei verheerend: "Wir haben hier junge Menschen in dritter Generation, die kein richtiges Deutsch können und auch ihre Herkunftssprache nicht."
Die neue politische Realität
Der Wahlausgang in Gelsenkirchen steht exemplarisch für eine Entwicklung, die sich im gesamten Ruhrgebiet abzeichnet. Die SPD, seit Jahrzehnten dominierende Kraft in der Region, verliert massiv an Boden. Landesweit erreichte sie nur noch 22,6 Prozent – das schwächste Ergebnis seit Gründung Nordrhein-Westfalens 1946. Die CDU steht mit 34,2 Prozent kaum besser da.
Die AfD hingegen kletterte landesweit auf 16,4 Prozent. In Gelsenkirchen liegt sie sogar bei über 30 Prozent. "Links ist vorbei", proklamiert Seli-Zacharias selbstbewusst. Die AfD sei längst zur Volkspartei geworden, habe ihre Wählerschaft im Ruhrgebiet "zementiert".
Unterstützung erhielt die Gelsenkirchener AfD auch von der Bundesspitze. Parteichefin Alice Weidel reiste eigens in die Stadt, um Emmerich und Seli-Zacharias zu unterstützen. Ihr Auftritt in Gelsenkirchen-Ückendorf, einem Stadtteil, der wie kaum ein anderer für die sozialen Probleme steht, sendete ein klares Signal: Die AfD sieht in Gelsenkirchen einen Schlüssel für ihren weiteren Aufstieg im Westen der Republik.
Ausblick auf die Stichwahl
Ob Norbert Emmerich tatsächlich Oberbürgermeister wird, entscheidet sich in der Stichwahl. Die Ausgangslage ist offen, auch wenn zu erwarten ist, dass sich alle anderen Parteien gegen eine Zusammenarbeit mit der AfD aussprechen werden. Doch die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die politische Landschaft in Gelsenkirchen hat sich fundamental verschoben.
Was in Gelsenkirchen passiert, könnte wegweisend für ganz Deutschland sein. Eine Stadt, die jahrzehntelang als uneinnehmbare SPD-Bastion galt, wendet sich einer Partei zu, die die Probleme beim Namen nennt, statt sie schönzureden. Die etablierten Parteien täten gut daran, diese Entwicklung ernst zu nehmen. Denn eines zeigt das Wahlergebnis überdeutlich: Die Menschen haben genug von einer Politik, die ihre Sorgen ignoriert und stattdessen bunte Symbole für echte Lösungen hält.

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