
Hausärzte sollen endlich liefern: Neue Vergütungsregeln zwingen zu mehr Service
Die gesetzlichen Krankenkassen haben es geschafft: Ab 2026 müssen Hausärzte endlich das leisten, wofür sie eigentlich bezahlt werden. Nach jahrelangem Druck haben sich der GKV-Spitzenverband und die Kassenärztliche Bundesvereinigung auf neue Kriterien für Vergütungspauschalen geeinigt. Was als großer Fortschritt verkauft wird, ist in Wahrheit nur die überfällige Korrektur eines absurden Systems.
Drei Milliarden Euro für's Nichtstun
Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Bisher kassierten Hausarztpraxen etwa drei Milliarden Euro jährlich allein dafür, dass sie überhaupt existieren. Die sogenannte "Strukturpauschale" machte ein Drittel ihrer Vergütung aus - ohne jegliche Gegenleistung. Während Handwerker, Einzelhändler und andere Selbstständige um jeden Kunden kämpfen müssen, reichte es bei Ärzten aus, ein Praxisschild an die Tür zu hängen.
Stefanie Stoff-Ahnis, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, feiert nun die Neuregelung als "ersten Schritt hin zu mehr Patientenorientierung". Ein erster Schritt? Nach Jahrzehnten der Misswirtschaft? Das ist, als würde man einem Bäcker gratulieren, dass er jetzt tatsächlich Brot backt.
Die revolutionären Neuerungen: Sprechstunden am Freitagnachmittag
Was sind denn nun die bahnbrechenden Verbesserungen, die uns ab 2026 erwarten? Mehr Sprechstunden am Freitagnachmittag, mehr Hausbesuche und eine bessere Versorgung von Pflegeheimbewohnern. Videosprechstunden gehören auch dazu - eine Technologie, die während der Corona-Zeit plötzlich möglich war, aber danach wieder in der Versenkung verschwand.
"Über die gezielte Verknüpfung der Finanzierung mit der Struktur des vorgehaltenen Versorgungsangebotes gibt es künftig einen neuen Anreiz für die Praxen, hier mehr auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten zu hören"
Man beachte die Formulierung: Es braucht einen "Anreiz", damit Ärzte auf die Bedürfnisse ihrer Patienten hören. In welcher anderen Branche wäre das denkbar? Stellen Sie sich vor, ein Restaurant würde erst dann auf Kundenwünsche eingehen, wenn es dafür extra bezahlt wird.
Die Krux mit der Freiwilligkeit
Der eigentliche Skandal versteckt sich in einem kleinen Detail: Die GKV-Vizechefin gibt offen zu, dass man noch nicht wisse, wie viele Praxen ihre Versorgungsangebote überhaupt anpassen werden. Mit anderen Worten: Die Neuregelung ist zahnlos. Wer nicht mitmachen will, verzichtet eben auf einen Teil der Pauschale und macht weiter wie bisher.
Zehn Kriterien wurden erarbeitet, darunter auch eine bestimmte Anzahl von Impfungen und Ultraschalluntersuchungen. Man fragt sich unwillkürlich: Was haben die Praxen denn bisher gemacht? Offenbar war es möglich, als Hausarzt zu praktizieren, ohne regelmäßig zu impfen oder Ultraschall anzubieten.
Lauterbachs Vermächtnis
Die Neuregelung geht auf den ehemaligen Gesundheitsminister Karl Lauterbach zurück, der damit die hausärztliche Versorgung verbessern wollte. Typisch für die SPD-Politik der vergangenen Jahre: Statt grundlegende Reformen anzugehen, bastelt man an Symptomen herum. Das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz - schon der Name ist eine Verhöhnung der Realität - wurde noch im Januar vom alten Bundestag durchgewinkt.
Während in anderen Ländern Hausärzte selbstverständlich auch abends und am Wochenende erreichbar sind, feiert man hierzulande Freitagnachmittags-Sprechstunden als große Errungenschaft. Die neue Große Koalition unter Friedrich Merz hätte die Chance gehabt, hier radikal umzusteuern. Stattdessen verwaltet man den Mangel weiter.
Ein System am Limit
Die deutsche Gesundheitsversorgung krankt an vielen Stellen, aber die Hausarztpraxen sind das Fundament. Wenn schon hier die einfachsten Standards nicht eingehalten werden, wie soll dann der Rest funktionieren? Patienten warten wochenlang auf Termine, Notaufnahmen sind überfüllt, weil niemand am Wochenende erreichbar ist, und auf dem Land stirbt die Versorgung komplett aus.
Die jetzt beschlossenen Maßnahmen sind bestenfalls Kosmetik. Solange Ärzte für ihre bloße Existenz fürstlich entlohnt werden, während Patienten wie Bittsteller behandelt werden, wird sich nichts Grundlegendes ändern. Es bräuchte eine echte Revolution im Gesundheitswesen: Leistungsorientierte Vergütung, flexible Arbeitszeiten und vor allem eine Rückbesinnung auf den eigentlichen Auftrag - die Versorgung kranker Menschen.
Aber davon sind wir weit entfernt. Stattdessen feiern sich Funktionäre für minimale Fortschritte, während draußen die Realität eine andere Sprache spricht. Die drei Milliarden Euro Strukturpauschale hätten besser in zusätzliche Arztstellen oder moderne Praxisausstattung investiert werden sollen. Doch in einem System, in dem Besitzstandswahrung über allem steht, ist selbst die kleinste Veränderung ein Kraftakt.
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