
Kartellsünder zur Kasse gebeten: Edelstahlwerk muss 21 Millionen Euro Strafe zahlen
Wenn Unternehmen, die eigentlich im harten Wettbewerb zueinander stehen sollten, plötzlich gemeinsame Sache machen, dann hat der Verbraucher das Nachsehen. Genau das ist im deutschen Edelstahlsektor über mehr als ein Jahrzehnt hinweg geschehen – und nun folgt die Quittung.
Jahrelange illegale Absprachen im Stahlsektor aufgeflogen
Das Düsseldorfer Oberlandesgericht hat die Lech-Stahlwerke aus dem bayerischen Meitingen zu einer saftigen Geldbuße von 21 Millionen Euro verurteilt. Der Grund: Das Unternehmen war Teil eines weitreichenden Kartells, das zwischen 2002 und 2016 den Markt für Edelstahl systematisch manipuliert haben soll. Insgesamt zehn Edelstahlfirmen und zwei Branchenverbände sollen an den illegalen Preisabsprachen beteiligt gewesen sein.
Die Kartellanten hatten sich offenbar auf wichtige Preisbestandteile geeinigt – ein klassischer Fall von Wettbewerbsverzerrung, der letztlich immer auf Kosten der Kunden geht. Denn wo kein echter Wettbewerb herrscht, da fehlt auch der Druck, faire Preise anzubieten.
Kronzeuge brachte das Kartenhaus zum Einsturz
Wie so oft bei derartigen Kartellverfahren war es ein Insider, der das ganze Konstrukt zum Einsturz brachte. Eine der beteiligten Firmen packte aus und informierte das Bundeskartellamt. Die Folge: Im Jahr 2015 kam es zu umfangreichen Durchsuchungen in der gesamten Branche. Die Ermittler fanden offenbar genug belastendes Material, um in den Jahren 2018 bis 2021 Bußgelder in einer Gesamthöhe von stolzen 355 Millionen Euro zu verhängen.
Während die meisten der ertappten Unternehmen die Strafen zähneknirschend akzeptierten und ihre Lehren aus dem Debakel zogen, wollten sich die Lech-Stahlwerke nicht geschlagen geben. Gemeinsam mit einer weiteren Stahlfirma zogen sie vor das Oberlandesgericht – und scheiterten krachend.
Gericht bestätigt: Kartellrecht wurde eindeutig verletzt
Die Richter in Düsseldorf ließen keinen Zweifel daran, dass das Verhalten der beteiligten Unternehmen kartellrechtswidrig war. Das Urteil gegen die Lech-Stahlwerke ist mittlerweile rechtskräftig. Das Verfahren gegen die andere Stahlfirma, die ebenfalls den Rechtsweg beschritten hatte, läuft hingegen noch.
Ein Warnsignal für die gesamte Wirtschaft
Dieser Fall zeigt einmal mehr, wie wichtig funktionierende Wettbewerbsbehörden für eine gesunde Marktwirtschaft sind. Preisabsprachen mögen für die beteiligten Unternehmen kurzfristig lukrativ erscheinen, doch sie untergraben das Fundament unserer Wirtschaftsordnung. Der freie Wettbewerb ist kein lästiges Übel, sondern der Motor für Innovation, Effizienz und faire Preise.
Dass es in diesem Fall über ein Jahrzehnt dauerte, bis die Machenschaften aufflogen, wirft allerdings auch unbequeme Fragen auf. Wie viele solcher Kartelle existieren möglicherweise noch im Verborgenen? Die Tatsache, dass erst ein Kronzeuge das System zum Einsturz brachte, zeigt die Grenzen der behördlichen Überwachung auf.
Die 355 Millionen Euro Gesamtstrafe mögen auf den ersten Blick beeindruckend wirken – doch gemessen an den Gewinnen, die über 14 Jahre durch überhöhte Preise erzielt wurden, dürfte sich das illegale Geschäft für manche Beteiligte dennoch gelohnt haben.
Für den deutschen Mittelstand und die Verbraucher bleibt zu hoffen, dass solche Urteile eine abschreckende Wirkung entfalten. Denn am Ende zahlt immer der ehrliche Kunde die Zeche für die Gier derjenigen, die meinen, sich über die Regeln des fairen Wettbewerbs hinwegsetzen zu können.

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