
NATO-Eskalation im Cyberspace: Wenn Verteidigung zur Aggression wird
Die jüngsten Äußerungen des NATO-Militärausschussvorsitzenden Giuseppe Cavo Dragone lassen aufhorchen. Der italienische Marineadmiral sprach gegenüber der „Financial Times" von einem möglichen „aggressiveren Vorgehen" der Allianz im Cyberraum – und erwähnte sogar die Option von „Präventivschlägen". Was sich hier abzeichnet, ist nichts weniger als eine gefährliche Verschiebung der NATO-Doktrin, die das ohnehin angespannte Verhältnis zu Russland weiter eskalieren könnte.
Von der Verteidigung zum Angriff?
Dragones Worte sind bemerkenswert deutlich: Die NATO sei im Cyberspace bislang „sehr reaktiv" gewesen. Stattdessen wolle man nun „aggressiver und proaktiver" handeln. Der Admiral ging sogar so weit zu erklären, dass ein „Präventivschlag" als „Akt der Verteidigung" gelten könne. Zwar räumte er ein, dies liege „sehr weit von den üblichen Denkweisen" der Allianz entfernt – doch allein die Tatsache, dass solche Überlegungen öffentlich diskutiert werden, markiert einen Wendepunkt.
Die Reaktion aus Moskau ließ nicht lange auf sich warten. Maria Sacharowa, Sprecherin des russischen Außenministeriums, bezeichnete die Aussagen als „extrem verantwortungslos" und warnte vor einer gefährlichen Eskalationsbereitschaft der NATO. Man sehe darin einen „bewussten Versuch, die Bemühungen zur Überwindung der Ukrainekrise zu unterminieren".
Die Grauzone der hybriden Kriegsführung
Im Zentrum der Debatte steht die sogenannte hybride Kriegsführung – ein Begriff, der eine Verschmelzung konventioneller und unkonventioneller Mittel beschreibt. Dazu gehören Cyberangriffe, Sabotageakte gegen kritische Infrastruktur und Desinformationskampagnen. Europa war in den vergangenen Jahren von zahlreichen solcher Vorfälle betroffen: durchgetrennte Kabel in der Ostsee, mysteriöse Drohnensichtungen über Flughäfen, GPS-Störungen und Cyberattacken.
Die NATO und westliche Regierungen schreiben viele dieser Vorfälle Russland zu. Moskau weist diese Vorwürfe konsequent zurück. Beweise für eine direkte russische Beteiligung konnten nur in wenigen Fällen erbracht werden – etwa bei drei von 61 Drohnensichtungen in elf Ländern.
Gefährliche Rhetorik in angespannten Zeiten
Besonders brisant sind Dragones Äußerungen vor dem Hintergrund der aktuellen geopolitischen Lage. Während die USA unter Präsident Trump ihre Bemühungen um ein Ende des Ukraine-Krieges intensivieren, scheinen Teile der NATO-Führung auf Konfrontationskurs zu gehen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte bereits im Oktober von einem „hybriden Krieg" gesprochen und gewarnt, die „Grauzone" werde sich nur ausweiten, wenn man nicht zur Abschreckung übergehe.
Diese Rhetorik ist gefährlich. Sie normalisiert die Idee präventiver Angriffe und verwischt die Grenze zwischen Verteidigung und Aggression. Wenn die NATO tatsächlich zu „präventiven" Cyberaktionen übergeht, wo endet dann die Prävention und wo beginnt der Angriff? Wer entscheidet, wann ein Präventivschlag gerechtfertigt ist?
Die Bundesregierung rudert zurück
Immerhin scheint man in Berlin die Brisanz der Situation erkannt zu haben. Auf Nachfrage erklärte der Sprecher des Auswärtigen Amtes in der Bundespressekonferenz: „Die NATO ist ein Verteidigungsbündnis. Das ist die Konstitution der NATO. Daran wird natürlich nichts geändert." Eine klare Distanzierung von Dragones Präventivschlag-Fantasien – wenn auch eine vorsichtige.
Doch die Tatsache, dass solche Ideen überhaupt innerhalb der NATO diskutiert werden, zeigt, wie weit sich das Bündnis von seinen ursprünglichen Prinzipien entfernt hat. Aus einem reinen Verteidigungsbündnis ist längst eine Organisation geworden, die weltweit militärisch interveniert – von Jugoslawien über Libyen bis Afghanistan.
Warnungen vor weiterer Eskalation
Russlands Präsident Putin machte kürzlich unmissverständlich klar: „Wir haben nicht vor, mit Europa zu kämpfen. Aber wenn Europa wiederum kämpfen will und anfängt, dann sind wir dazu sofort bereit." Diese Worte sollten als ernste Warnung verstanden werden. Eine NATO, die präventive Cyberangriffe als legitimes Mittel betrachtet, riskiert eine unkontrollierbare Eskalationsspirale.
Die Geschichte lehrt uns, dass Präventivschläge selten zu mehr Sicherheit führen. Im Gegenteil: Sie schaffen oft erst die Konflikte, die sie angeblich verhindern sollen. In einer Zeit, in der die Welt bereits am Rande eines größeren Konflikts steht, sind solche Überlegungen brandgefährlich.
Es bleibt zu hoffen, dass vernünftigere Stimmen innerhalb der NATO sich durchsetzen werden. Die Alternative – eine Allianz, die präventive Angriffe als normale Verteidigungsstrategie betrachtet – wäre ein Rezept für endlose Konflikte und möglicherweise sogar einen dritten Weltkrieg. Europa und die Welt können sich eine solche Entwicklung nicht leisten.
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