
Neuseelands gefährlicher Balanceakt: Luxon trifft Xi Jinping trotz wachsender Spannungen
Der neuseeländische Premierminister Christopher Luxon wird kommende Woche zu seinem ersten offiziellen China-Besuch seit seiner Wahl im Oktober 2023 aufbrechen. Die Ankündigung erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem die geopolitischen Spannungen im Pazifikraum einen neuen Höhepunkt erreichen und Neuseeland zwischen den Stühlen der Großmächte zu zerbrechen droht.
Luxon werde sowohl den chinesischen Staatschef Xi Jinping als auch Premierminister Li Qiang in Peking treffen, teilte sein Büro mit. Der Fokus liege auf Handelsfragen, doch würden auch "die umfassenden bilateralen Beziehungen sowie zentrale regionale und globale Themen" zur Sprache kommen. Eine diplomatische Umschreibung für das, was in Wahrheit ein hochbrisantes Treffen werden dürfte.
Warnungen aus den eigenen Reihen
Besonders pikant: Nur eine Woche vor der Ankündigung hatten ehemalige neuseeländische Spitzenpolitiker, darunter die früheren Premierminister Helen Clark und Sir Geoffrey Palmer, in einem offenen Brief eindringlich vor einer zu starken Annäherung an die USA gewarnt. Sie befürchten, dass Neuseeland sich als "Gegner" Chinas positioniere - ein Schritt, der für das kleine Pazifikland verheerende wirtschaftliche Folgen haben könnte.
Die Unterzeichner des Briefes zeigten sich besorgt über die jüngsten Regierungserklärungen, die Neuseeland "an der Seite der Vereinigten Staaten als Gegner Chinas" zu positionieren scheinen. Sie warnten explizit vor einer Beteiligung an Verteidigungsabkommen wie dem erweiterten AUKUS-Pakt, die sich eindeutig gegen China richteten.
Wirtschaftliche Abhängigkeit trifft auf Sicherheitsbedenken
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: China ist Neuseelands größter Handelspartner. Seit 2008, als Neuseeland als erstes entwickeltes Land ein Freihandelsabkommen mit der Volksrepublik abschloss, profitierte die neuseeländische Wirtschaft erheblich von dieser Sonderbeziehung. Doch diese goldenen Zeiten scheinen vorbei zu sein.
Außenminister Winston Peters wischte die Bedenken der ehemaligen Politiker beiseite und sprach abfällig von einem "Relevanz-Entzugssyndrom" der Unterzeichner. Eine bemerkenswert arrogante Reaktion auf berechtigte Sorgen über die Zukunft des Landes.
"Es wäre nicht überraschend, wenn China zu dem Schluss käme, dass die besondere Beziehung, die Neuseeland seit 2008 mit ihm hatte, von Neuseeland nicht mehr so geschätzt wird"
Diese Warnung aus dem offenen Brief könnte sich als prophetisch erweisen. Denn während Luxon nach Peking reist, hat seine Regierung bereits Fakten geschaffen: Die Verteidigungsausgaben wurden nahezu verdoppelt, und die Rhetorik gegenüber China verschärft sich zusehends.
Militärische Muskelspiele im Pazifik
Die Spannungen sind längst nicht mehr nur rhetorischer Natur. Im Februar führte Chinas Militär ohne nennenswerte Vorwarnung scharfe Schießübungen in der Tasmansee durch - ein klarer Affront gegen Neuseeland und Australien. Solche Provokationen zeigen, dass Peking bereit ist, seine wachsende militärische Macht auch in Gewässern zu demonstrieren, die traditionell als Einflussbereich des Westens galten.
Verteidigungsministerin Judith Collins verteidigte den hawkischen Kurs ihrer Regierung mit den Worten, es sei "höchste Zeit" für eine Kehrtwende. Der Pazifik werde zu einem "Gebiet strategischer Spannungen und Wettbewerbs", und Neuseeland müsse sich darauf vorbereiten.
Ein Land zwischen allen Fronten
Die Realität ist jedoch komplexer, als es die martialische Rhetorik vermuten lässt. Neuseeland kann es sich schlicht nicht leisten, China vor den Kopf zu stoßen. Die wirtschaftlichen Verflechtungen sind zu eng, die Abhängigkeit zu groß. Gleichzeitig wächst der Druck aus Washington, sich eindeutig auf die Seite der USA zu schlagen.
Luxons Reise nach Peking gleicht daher einem Drahtseilakt. Er muss Xi Jinping davon überzeugen, dass Neuseeland trotz der jüngsten Entwicklungen weiterhin ein verlässlicher Partner bleiben will. Gleichzeitig darf er nicht den Eindruck erwecken, die Sicherheitsbedenken seiner westlichen Verbündeten zu ignorieren.
Die Gefahr ist real: Sollte Neuseeland tatsächlich als "Gegner" Chinas wahrgenommen werden, könnten die wirtschaftlichen Konsequenzen verheerend sein. Handelssanktionen, der Verlust des privilegierten Marktzugangs oder schlicht die Umleitung chinesischer Investitionen in andere Länder - all das sind realistische Szenarien.
Die Zukunft des Pazifiks steht auf dem Spiel
Was in Wellington entschieden wird, hat Auswirkungen auf die gesamte Region. Der Pazifik entwickelt sich zunehmend zu einem Schauplatz des neuen Kalten Krieges zwischen den USA und China. Kleinere Nationen wie Neuseeland werden dabei vor die Wahl gestellt: Sicherheit oder Wohlstand? Westliche Werte oder wirtschaftliche Pragmatik?
Die traditionelle neuseeländische Politik des ausgewogenen Engagements scheint an ihre Grenzen zu stoßen. In einer Welt, die sich zunehmend in Blöcke aufteilt, wird Neutralität zum Luxus, den sich nur wenige leisten können.
Luxons Treffen mit Xi Jinping wird zeigen, ob Neuseeland noch die diplomatische Finesse besitzt, zwischen den Großmächten zu navigieren, ohne dabei zerrieben zu werden. Die Warnungen seiner Vorgänger sollte er dabei ernst nehmen - sie kennen die Fallstricke der internationalen Diplomatie aus eigener Erfahrung.
Eines ist sicher: Die Entscheidungen, die in den kommenden Monaten getroffen werden, werden Neuseelands Position im Pazifik für Jahre, wenn nicht Jahrzehnte prägen. Die Frage ist nur, ob die aktuelle Regierung die Weitsicht besitzt, die richtigen Weichen zu stellen - oder ob sie das Land in einen Konflikt manövriert, aus dem es als Verlierer hervorgehen wird.
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