
OIC-Sondersitzung in Istanbul: Wenn die islamische Welt wieder einmal gegen Israel mobilisiert
Die Türkei macht sich erneut zum Gastgeber einer hochbrisanten Veranstaltung, die den Nahost-Konflikt weiter anheizen dürfte. Auf Drängen des Iran findet am späten Samstagabend in Istanbul eine Sondersitzung der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) statt – selbstverständlich hinter verschlossenen Türen, wie türkische Diplomatenkreise mitteilten.
Der Iran ruft, und alle kommen gelaufen
Es ist schon bemerkenswert, mit welcher Geschwindigkeit die OIC-Mitgliedsstaaten zusammentrommeln, wenn das Mullah-Regime in Teheran pfeift. Während der eskalierende Konflikt zwischen Israel und dem Iran die Region in Atem hält, nutzt die islamische Welt die 51. Sitzung des OIC-Außenministerrats in Istanbul für ihre altbekannte Agenda: Israel an den Pranger zu stellen.
Die Veranstaltung steht unter dem vielsagenden Motto "Die OIC in einer sich wandelnden Welt" – wobei sich die Frage aufdrängt, ob diese Organisation überhaupt wandlungsfähig sei oder weiterhin in ihren festgefahrenen antiisraelischen Reflexen verharrt.
Rekordteilnahme: Wenn Quantität vor Qualität geht
Mit rund 1.000 erwarteten Teilnehmern verzeichnet die Sitzung eine Rekordbeteiligung. 43 Minister und fünf stellvertretende Minister führen die Delegationen an – ein beeindruckendes Aufgebot, das zeigt, wie ernst die islamische Welt ihre gemeinsame Front gegen Israel nimmt. Neben den OIC-Mitgliedern haben sich auch Vertreter von fast 30 internationalen Organisationen angekündigt, darunter die UN, die Arabische Liga und diverse Wirtschaftsorganisationen.
Man fragt sich unwillkürlich, ob diese geballte diplomatische Macht nicht sinnvoller eingesetzt werden könnte – etwa zur Lösung der zahlreichen innerislamischen Konflikte oder zur Bekämpfung des islamistischen Terrors, der die Region seit Jahrzehnten destabilisiert.
Die Türkei als willfähriger Gastgeber
Als Gründungsmitglied der OIC präsentiert sich die Türkei einmal mehr als zentraler Akteur in der islamischen Welt. Präsident Erdoğan dürfte die Gelegenheit nutzen, sich als Beschützer der Palästinenser zu inszenieren – eine Rolle, die er in den vergangenen Jahren perfektioniert hat. Dabei vergisst man gerne, dass die Türkei selbst nicht gerade zimperlich mit ihren Minderheiten umgeht und regelmäßig völkerrechtswidrige Militäroperationen in Syrien und dem Irak durchführt.
Die Tatsache, dass die Sitzung hinter verschlossenen Türen stattfindet, spricht Bände. Offenbar scheut man die öffentliche Debatte und zieht es vor, im Verborgenen Strategien gegen den jüdischen Staat zu schmieden. Transparenz sieht anders aus.
Ein vorhersehbares Schauspiel
Was bei dieser Sondersitzung herauskommen wird, lässt sich bereits erahnen: Die üblichen Verurteilungen Israels, Solidaritätsbekundungen mit dem Iran und vielleicht noch ein paar symbolische Resolutionen, die in der Praxis folgenlos bleiben werden. Die wirklichen Probleme der Region – autoritäre Regime, Menschenrechtsverletzungen, wirtschaftliche Misere und religiöser Extremismus – werden wie immer unter den Teppich gekehrt.
Während die OIC-Staaten ihre Zeit und Ressourcen darauf verwenden, Israel zu dämonisieren, leiden ihre eigenen Bevölkerungen unter Armut, Unterdrückung und Perspektivlosigkeit. Aber das scheint in Istanbul niemanden zu interessieren. Hauptsache, man hat einen gemeinsamen Feind, auf den man mit dem Finger zeigen kann.
Es bleibt zu hoffen, dass die internationale Gemeinschaft diese durchschaubare Inszenierung als das erkennt, was sie ist: Ein weiterer Versuch, von den eigenen Versäumnissen abzulenken und Israel zum Sündenbock für alle Probleme des Nahen Ostens zu machen. Die wahren Herausforderungen der Region werden jedenfalls nicht in geschlossenen Hinterzimmern in Istanbul gelöst.
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