
Schwarzarbeit im großen Stil: 92 Prozent aller Haushaltshilfen arbeiten illegal
Deutschland, das Land der Ordnung und Bürokratie, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Eldorado der Schattenwirtschaft. Aktuelle Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) offenbaren ein erschreckendes Ausmaß an illegaler Beschäftigung in deutschen Privathaushalten. Von den rund 4,4 Millionen Haushalten, die sich beim Putzen, Einkaufen oder anderen häuslichen Tätigkeiten helfen lassen, haben gerade einmal 275.000 ihre Hilfen ordnungsgemäß bei der Minijobzentrale angemeldet.
Ein Milliarden-Markt im Verborgenen
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Knapp 92 Prozent aller Haushaltshilfen in Deutschland arbeiten schwarz. Der dadurch generierte Umsatz belief sich im vergangenen Jahr auf etwa 8,6 Milliarden Euro – Geld, das am Fiskus vorbeigeschleust wird und den Sozialkassen fehlt. Während der Staat bei jedem kleinen Handwerker penibel auf korrekte Rechnungsstellung achtet, scheint im häuslichen Bereich das Prinzip "Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß" zu gelten.
Die bequeme Ausrede der "Nachbarschaftshilfe"
Besonders pikant: Mehr als ein Drittel derjenigen, die eine Haushaltshilfe beschäftigen, ist fest davon überzeugt, keine Schwarzarbeit zu betreiben. Man beruft sich auf das Konstrukt der Nachbarschaftshilfe – eine Argumentation, die bei näherer Betrachtung in den meisten Fällen nicht standhält. Denn während gelegentliche Unterstützung tatsächlich unversteuert vergütet werden darf, sieht das Gesetz bei regelmäßiger, bezahlter Hilfe eine Gewinnabsicht vor.
Bei durchschnittlichen Gehältern von knapp 180 Euro monatlich und Stundenlöhnen zwischen 15 und 25 Euro dürfte die Grenze zur illegalen Beschäftigung in den allermeisten Fällen längst überschritten sein. Doch wer will das schon so genau wissen?
Bequemlichkeit schlägt Rechtstreue
Die Ausreden der Schwarzarbeit-Auftraggeber sind vielfältig und doch durchschaubar. Etwa ein Viertel der Befragten schiebt die Verantwortung auf die Haushaltshilfe selbst – diese wolle angeblich keine Anmeldung. Weitere 15 Prozent halten eine legale Beschäftigung schlichtweg für zu teuer. Ein Irrglaube, wie sich herausstellt: Dank Steuererleichterungen zahlen Haushalte bei ordnungsgemäßer Anmeldung über die Minijobzentrale oft sogar weniger als bei Schwarzarbeit.
Kosten für Putzen, Einkaufen, Gartenarbeit oder Kinderbetreuung lassen sich nämlich von der Steuer abziehen. Lediglich acht Prozent der Befragten beklagen sich über bürokratische Hürden – ein Argument, das angesichts der vereinfachten Anmeldeverfahren kaum noch zieht.
Ein Symptom gesellschaftlicher Doppelmoral
Diese Zahlen offenbaren eine bemerkenswerte Doppelmoral in der deutschen Gesellschaft. Dieselben Bürger, die lautstark über Steuergerechtigkeit und soziale Absicherung debattieren, drücken bei der eigenen Putzfrau beide Augen zu. Man empört sich über Großkonzerne, die Steuerschlupflöcher nutzen, während man selbst munter am Fiskus vorbeiwirtschaftet.
Die fehlende soziale Absicherung trifft dabei vor allem die Schwächsten: Die Haushaltshilfen selbst stehen ohne Kranken-, Renten- oder Unfallversicherung da. Ein Sturz von der Leiter, ein Unfall mit Reinigungsmitteln – und die Betroffenen sind auf sich allein gestellt. Doch solange die Wohnung blitzt und der Preis stimmt, scheint das Gewissen der Auftraggeber erstaunlich flexibel zu sein.
Es wäre an der Zeit, dass der Staat hier konsequenter durchgreift. Denn Schwarzarbeit ist kein Kavaliersdelikt – auch nicht hinter verschlossenen Wohnungstüren.

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