
EU-Kartellwächter nehmen deutschen Software-Giganten SAP ins Visier
Die Brüsseler Bürokratie hat wieder zugeschlagen. Diesmal trifft es mit SAP ausgerechnet Deutschlands wertvollstes Unternehmen. Die EU-Kommission wirft dem Walldorfer Software-Riesen vor, seine marktbeherrschende Stellung auszunutzen und den Wettbewerb zu verzerren. Ein Schelm, wer dabei an die übliche EU-Masche denkt, erfolgreiche Unternehmen mit Regulierungswut zu überziehen.
Worum es wirklich geht
Im Kern der Ermittlungen steht der Vorwurf, SAP zwinge seine Kunden in ein goldenes Käfig-System. Der Konzern verlange angeblich, dass Wartung und Support ausschließlich über SAP selbst laufen müssten. Kunden könnten nicht frei wählen, von wem sie ihre Software warten lassen – ein klassisches Monopolverhalten, wenn die Vorwürfe denn stimmen sollten.
Besonders pikant: SAP soll Kunden sogar für ungenutzte Softwarelizenzen zur Kasse bitten. Wer einmal aussteigt und später zurückkehren möchte, müsse Wiederaufnahmegebühren und Nachzahlungen leisten. Das erinnert fatal an die Praktiken mancher Fitnessstudios – nur dass es hier um Millionenbeträge geht.
Die üblichen Verdächtigen
Während die EU-Kommission ihre Ermittlungsmaschinerie anwirft, gibt sich SAP erwartungsgemäß gelassen. Man sei überzeugt, alle Wettbewerbsregeln einzuhalten, heißt es aus Walldorf. Materielle Auswirkungen auf die Finanzergebnisse würden nicht erwartet – eine bemerkenswert selbstbewusste Aussage angesichts möglicher Milliardenstrafen.
"SAP ist der Ansicht, dass die eigenen Richtlinien und Maßnahmen vollständig mit den Wettbewerbsregeln im Einklang stehen"
Diese Gelassenheit könnte durchaus berechtigt sein. Schließlich hat SAP nicht umsonst eine Armada von Juristen, die genau wissen, wie man sich im europäischen Regulierungsdschungel bewegt. Und die Geschichte zeigt: Oft enden solche Verfahren mit einem Deal, bei dem beide Seiten ihr Gesicht wahren können.
Der größere Zusammenhang
Was bei dieser ganzen Affäre besonders bitter aufstößt: Während die EU-Kommission deutsche Erfolgsunternehmen mit Argusaugen beobachtet, lässt sie amerikanische Tech-Giganten oft unbehelligt gewähren. Google, Meta und Co. dominieren ihre Märkte weitaus stärker als SAP – doch die Brüsseler Bürokraten scheinen bei ihnen beide Augen zuzudrücken.
SAP ist nicht irgendein Unternehmen. Mit seiner Unternehmenssoftware hält der Konzern quasi das Nervensystem der deutschen Wirtschaft am Laufen. Millionen von Angestellten nutzen täglich SAP-Produkte, sei es für die Urlaubsplanung oder die Reisekostenabrechnung. Ein Angriff auf SAP ist damit auch ein Angriff auf die deutsche Wirtschaftskraft.
Was droht dem Konzern?
Die EU-Kommission hat nun eine "tiefgreifende Untersuchung" eingeleitet – Brüsseler Sprech für: Das kann dauern. SAP könnte versuchen, mit "verpflichtenden Zusagen" die Wogen zu glätten. Andernfalls drohen saftige Strafen, die theoretisch bis zu zehn Prozent des weltweiten Jahresumsatzes betragen könnten.
Doch seien wir ehrlich: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein deutsches Vorzeigeunternehmen von der EU ernsthaft beschädigt wird, ist gering. Zu wichtig ist SAP für den Standort Europa, zu sehr braucht die EU erfolgreiche Tech-Unternehmen als Gegengewicht zu den amerikanischen und chinesischen Konkurrenten.
Ein Muster, das sich wiederholt
Diese Ermittlungen gegen SAP fügen sich nahtlos in ein bekanntes Muster ein: Die EU-Kommission, getrieben von ihrer Regulierungswut, nimmt erfolgreiche Unternehmen ins Visier, während die wirklichen Probleme – wie die zunehmende Abhängigkeit von außereuropäischen Tech-Konzernen – ungelöst bleiben. Statt Innovation zu fördern, wird reguliert, was das Zeug hält.
Es bleibt zu hoffen, dass SAP glimpflich davonkommt und weiterhin seinen Beitrag zur deutschen Wirtschaftsstärke leisten kann. Denn eines ist sicher: In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und globaler Konkurrenz kann sich Deutschland keine Schwächung seiner Technologie-Champions leisten. Die EU-Kommission täte gut daran, dies bei ihren Ermittlungen im Hinterkopf zu behalten.
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