
Moskau inszeniert musikalisches Gegenprogramm zum Eurovision Song Contest
Während der Westen seinen Eurovision Song Contest zelebriert, bereitet sich Moskau auf ein eigenes Musikspektakel vor. Am 20. September findet in der russischen Hauptstadt der Intervision-Musikwettbewerb statt – eine Veranstaltung, die sich als Alternative zum ESC positioniert, von dem Russland seit 2022 ausgeschlossen ist.
Die Dimensionen des Vorhabens sind durchaus beeindruckend: 23 teilnehmende Staaten, darunter Schwergewichte wie China, Indien und Brasilien, sollen nach Angaben der Organisatoren mehr als eine Milliarde Zuschauer vor die Bildschirme locken. Eine Zahl, die den ESC mit seinen durchschnittlich 180 Millionen Zuschauern weit in den Schatten stellen würde – sofern sie denn erreicht wird.
Rückkehr zu den Wurzeln oder politisches Statement?
Der Intervision-Wettbewerb ist keine Neuerfindung. Bereits 1965 wurde er erstmals in Prag ausgerichtet, musste aber nach dem antisowjetischen Aufstand 1968 pausieren. Erst ab 1977 fand er wieder in verschiedenen Städten des Ostblocks statt, bevor er mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion in der Versenkung verschwand.
Dass ausgerechnet jetzt, inmitten geopolitischer Spannungen, diese Tradition wiederbelebt wird, dürfte kaum Zufall sein. Die Veranstalter betonen zwar den kulturellen Aspekt und die Förderung der "nationalen Identität", doch die politische Dimension ist unübersehbar. Während beim ESC mittlerweile vorwiegend englischsprachige Beiträge dominieren, singen beim Intervision alle Teilnehmer ausschließlich in ihrer Muttersprache – ein bewusster Kontrapunkt zur westlichen Popkultur.
Ein Blick auf die Teilnehmer
Die Teilnehmerliste liest sich wie eine Landkarte geopolitischer Allianzen. Neben ehemaligen Sowjetrepubliken wie Usbekistan und Kasachstan sind es vor allem Länder außerhalb der westlichen Einflusssphäre, die ihre Künstler nach Moskau entsenden. Besonders pikant: Die USA werden durch die australische Sängerin Vassy vertreten – eine Konstellation, die Fragen aufwirft.
Russland selbst schickt den Sänger Schaman ins Rennen, der regelmäßig bei staatlich organisierten Konzerten auftritt. Seine Ballade "Direkt ins Herz" soll offenbar nicht nur musikalisch, sondern auch politisch treffen.
Demokratiedefizit als Markenzeichen?
Ein entscheidender Unterschied zum ESC offenbart sich im Abstimmungsverfahren. Während beim europäischen Pendant die Zuschauer maßgeblich über den Sieger mitentscheiden können, liegt diese Entscheidung beim Intervision ausschließlich in den Händen einer internationalen Jury. Ein Umstand, der Fragen nach Transparenz und demokratischer Teilhabe aufwirft.
Kreml-Vertreter Sergej Kirijenko, der dem Intervision-Aufsichtsrat vorsteht, verweist stolz darauf, dass die Teilnehmerländer "mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung" repräsentieren würden. Eine beeindruckende Zahl, die allerdings nichts über die tatsächliche Reichweite und Akzeptanz des Wettbewerbs aussagt.
Kultureller Austausch oder Propagandainstrument?
Die Wiederbelebung des Intervision-Wettbewerbs wirft grundsätzliche Fragen auf. Handelt es sich um einen legitimen Versuch, kulturelle Vielfalt jenseits westlicher Dominanz zu fördern? Oder ist es primär ein politisches Instrument, um eine alternative Weltordnung zu propagieren?
Die Wahrheit dürfte, wie so oft, irgendwo dazwischen liegen. Unbestreitbar ist, dass Musik und Kultur schon immer auch politische Dimensionen hatten. Der Intervision-Wettbewerb macht diese Verbindung nur besonders deutlich sichtbar.
Ob das Event tatsächlich die erhoffte Milliarde Zuschauer erreichen wird, bleibt abzuwarten. Sicher ist jedoch, dass es ein weiteres Kapitel im kulturellen Wettstreit zwischen Ost und West aufschlägt – mit Glitter, Musik und einer gehörigen Portion Geopolitik.
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