
Spitzbergen: Russlands gefährliches Spiel im hohen Norden
Während Norwegen dieser Tage das 100-jährige Jubiläum seiner Verwaltungshoheit über Spitzbergen feiert, wirft Moskau seinen langen Schatten über die arktische Inselgruppe. Was als festlicher Anlass mit Kronprinz Haakon und Ministerpräsident Jonas Gahr Støre begann, entpuppt sich als geopolitisches Schachspiel, bei dem der Kreml seine Figuren immer aggressiver positioniert.
Ein Vertrag aus vergangenen Zeiten
Der Spitzbergen-Vertrag von 1920 wirkt heute wie ein Relikt aus einer anderen Epoche. Damals, als der Völkerbund noch an eine friedliche Weltordnung glaubte, wurde der Archipel zu einem demilitarisierten, neutralen Gebiet erklärt. Alle Unterzeichnerstaaten erhielten das Recht, dort Siedlungen zu gründen. Ein nobles Konzept – das in Zeiten russischer Expansionsgelüste und chinesischer Machtambitionen gefährlich naiv erscheint.
Die Realität auf den über 400 Inseln spricht eine deutliche Sprache: Neben dem norwegisch geprägten Longyearbyen mit seinen knapp 2000 Einwohnern existiert die russische Bergbaustadt Barentsburg. Hier leben etwa 500 Menschen, vorwiegend ukrainische Bergarbeiter und russische Verwaltungsangestellte – eine explosive Mischung in Zeiten des Ukraine-Krieges.
Moskaus Provokationen nehmen zu
Die Liste russischer Provokationen liest sich wie ein Drehbuch für einen Spionagethriller: Durchtrennte Unterseekabel, bei denen russische Trawler "zufällig" mehrfach über der betroffenen Stelle kreuzten. Illegale Drohnenflüge des Sohnes eines Putin-Vertrauten. Militärparaden in Barentsburg trotz Demilitarisierungsgebot. Das Hissen der Flagge der selbsternannten Volksrepublik Donezk in der Siedlung Pyramiden.
Besonders dreist: Erst am Donnerstag warf Moskau Norwegen erneut vor, Spitzbergen zu militarisieren. "Wir halten die von den norwegischen Behörden gewählte Politik der Militarisierung Spitzbergens für absolut inakzeptabel", tönte es aus dem russischen Außenministerium. Ein klassisches Beispiel für die bewährte Kreml-Taktik: Den Gegner beschuldigen, was man selbst im Schilde führt.
Die strategische Bedeutung der Arktis
Warum dieser Aufwand für ein paar eisige Inseln? Die Antwort liegt in der geostrategischen Bedeutung der Region. Die Arktis birgt nicht nur gigantische Rohstoffreserven an Öl und Gas, sondern wird durch den Klimawandel auch zur neuen Handelsroute. Die Nordostpassage verspricht kürzere Wege zwischen Europa und Asien – und damit wirtschaftliche wie militärische Vorteile für denjenigen, der sie kontrolliert.
Für Russland ist Spitzbergen dabei ein besonders sensibler Punkt. Der Archipel liegt direkt an der Schlüsselpassage der russischen Nordmeerflotte. Von hier aus ließe sich theoretisch die gesamte russische Marinepräsenz in der Arktis überwachen – ein Albtraum für Moskaus Militärstrategen.
Norwegens schwieriger Balanceakt
Oslo steht vor einem Dilemma: Einerseits muss es seine Souveränität über Spitzbergen verteidigen, andererseits darf es Moskau nicht zu sehr provozieren. Die norwegische Regierung hat bereits erste Schritte unternommen, um ihre Position zu festigen. So wurden die Rechte nicht-norwegischer Bewohner eingeschränkt, etwa durch den Entzug des lokalen Wahlrechts – eine Maßnahme, die durchaus nachvollziehbar erscheint angesichts der russischen Unterwanderungsversuche.
Gleichzeitig beendet Norwegen den Kohlebergbau auf seiner Seite der Insel, während Russland in Barentsburg munter weiterfördert. Ein symbolträchtiger Schritt, der zeigt: Während der Westen von grünen Träumen schwärmt, setzt Moskau weiter auf harte Machtpolitik.
Ein Weckruf für Europa
Die Vorgänge auf Spitzbergen sollten ein Weckruf sein – nicht nur für Norwegen, sondern für ganz Europa. Während wir uns mit Gendersternchen und Klimazielen beschäftigen, arbeitet Russland systematisch daran, seine Einflusssphäre auszuweiten. Der hundert Jahre alte Spitzbergen-Vertrag erweist sich dabei als zahnloser Tiger, der den heutigen geopolitischen Realitäten nicht mehr gewachsen ist.
Es rächt sich nun, dass der Westen jahrzehntelang die Augen vor Russlands imperialen Ambitionen verschlossen hat. Statt klare Kante zu zeigen, setzte man auf Dialog und Appeasement – mit den bekannten Folgen. Die Situation auf Spitzbergen zeigt exemplarisch: Wer gegenüber autoritären Regimen Schwäche zeigt, wird dies bitter bereuen.
Die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum mögen festlich sein, doch sie können nicht darüber hinwegtäuschen, dass im hohen Norden ein neuer Kalter Krieg tobt. Es wird Zeit, dass Europa aufwacht und seine Interessen entschlossen verteidigt – bevor es zu spät ist.
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