
Trump pokert hoch: Tomahawk-Raketen als Trumpfkarte im Ukraine-Konflikt?
Die Meldungen aus Washington lassen aufhorchen: Die USA könnten der Ukraine möglicherweise grünes Licht für den Einsatz von Tomahawk-Marschflugkörpern geben. Mit einer Reichweite von 2.500 Kilometern würden diese Waffen das bisherige Kräfteverhältnis im Konflikt grundlegend verändern. Doch während in Kiew die Hoffnung keimt, zeigt sich Moskau demonstrativ unbeeindruckt.
Washingtons widersprüchliche Signale
Die amerikanische Führung sendet derzeit gemischte Botschaften. Vizepräsident J.D. Vance bestätigte, dass Washington über entsprechende Anfragen aus Europa nachdenke. Gleichzeitig betonte er jedoch, dass die finale Entscheidung allein bei Präsident Trump liege. Der Sonderberater des Weißen Hauses für die Ukraine, Keith Kellogg, ging in seinen Äußerungen sogar noch weiter und erweckte den Eindruck, als sei die Genehmigung bereits erteilt.
Diese Unklarheit dürfte kein Zufall sein. Trump, der als Meister des Deals gilt, nutzt offenbar die Unsicherheit als Verhandlungsmasse. Seine jüngste Rhetorik-Wende ist bemerkenswert: Noch vor wenigen Monaten forderte er die Ukraine zu territorialen Zugeständnissen auf. Nun spricht er plötzlich von der "Ukraine in ihrer ursprünglichen Form" und bezeichnet Russland als "Papiertiger".
Die strategische Bedeutung der Tomahawks
Für die Ukraine wären die Tomahawk-Raketen ein echter Gamechanger. Mit ihrer enormen Reichweite könnten sie theoretisch sogar Moskau erreichen und würden es Kiew ermöglichen, die russische Militärindustrie im Landesinneren empfindlich zu treffen. Der stellvertretende ukrainische Verteidigungsminister Iwan Gawryliuk bringt es auf den Punkt: Wenn die Kosten für Moskau zu hoch würden, sei Russland zu Friedensgesprächen gezwungen.
"Es gibt kein ruhiges Hinterland mehr" - diese Worte von Keith Kellogg könnten zur neuen Doktrin der amerikanischen Ukraine-Politik werden.
Moskaus demonstrative Gelassenheit
Der Kreml reagiert auf die mögliche Eskalation mit gespielter Gleichgültigkeit. Sprecher Dmitri Peskow erklärte lapidar, es gebe "kein Wundermittel" für Kiew, um die Dynamik an der Front zu verändern. Diese zur Schau gestellte Gelassenheit könnte jedoch auch Nervosität verbergen. Denn während Russland an der Front kaum noch Geländegewinne erzielt, intensiviert es seine Drohnen- und Raketenangriffe auf ukrainische Städte.
Allein am vergangenen Sonntag dauerte ein russischer Angriff auf Kiew zwölf Stunden an. Hunderte Drohnen und fast 50 Raketen forderten vier Todesopfer und mindestens 70 Verletzte. Diese brutale Materialschlacht zeigt: Der Konflikt hat sich längst von einem Bodenkrieg zu einem Luftkrieg gewandelt.
Die neue Realität des Drohnenkriegs
Beide Seiten setzen mittlerweile auf eine beispiellose Drohnenschlacht. Russland feuerte Anfang des Monats über 800 Drohnen und Raketen an einem einzigen Tag ab - ein trauriger Rekord seit Kriegsbeginn. Die Ukraine, die 2023 noch erfolgreich iranische Shahed-Drohnen durch Störsender abwehren konnte, sieht sich nun mit technisch verbesserten Modellen konfrontiert, die mit 16-Kanal-Antennen ausgestattet sind.
Diese Entwicklung verdeutlicht ein grundlegendes Problem: Während teure Patriot-Abwehrsysteme eigentlich für ballistische Raketen konzipiert wurden, müssen sie nun gegen billig produzierte Drohnen eingesetzt werden. Ein ökonomisch verheerendes Ungleichgewicht, das die Ukraine langfristig nicht durchhalten kann.
Trumps Pokerspiel mit Putin
Die veränderte Haltung des US-Präsidenten dürfte vor allem seiner Enttäuschung über Putin geschuldet sein. Beim Treffen in Alaska im August hatte der russische Präsident noch Friedensbereitschaft signalisiert. Stattdessen eskalierte Moskau die Angriffe weiter. Trump, der sich ungern vorführen lässt, scheint nun zu härteren Bandagen zu greifen.
Seine Aussage, eine "echte Militärmacht hätte den Krieg in einer Woche gewonnen", ist nicht nur eine Provokation, sondern auch eine klare Botschaft: Die Geduld Washingtons neigt sich dem Ende zu. Die mögliche Freigabe der Tomahawks wäre der ultimative Beweis dafür.
Europas zwiespältige Rolle
Interessant ist, dass laut Vance "eine Menge Anfragen vonseiten der Europäer" vorliegen. Dies zeigt, dass auch die europäischen Verbündeten zunehmend ungeduldig werden. Gleichzeitig offenbart es die Abhängigkeit Europas von amerikanischen Entscheidungen - eine Abhängigkeit, die sich rächen könnte, sollte sich die politische Großwetterlage in Washington wieder ändern.
Die Ukraine selbst versucht derweil, ihre Abhängigkeit zu reduzieren. Präsident Selenskyj kündigte an, perspektivisch auf im Inland hergestellte Drohnen und Raketen setzen zu wollen. Doch bis dahin bleibt Kiew auf westliche Waffenlieferungen angewiesen - und damit auf die Launen der Politik in Washington und Brüssel.
Ein gefährliches Spiel mit dem Feuer
Die mögliche Freigabe der Tomahawks markiert einen kritischen Punkt im Ukraine-Konflikt. Während die einen darin eine notwendige Eskalation sehen, um Russland an den Verhandlungstisch zu zwingen, warnen andere vor einer unkontrollierbaren Ausweitung des Krieges. Fest steht: Die gemischten Signale aus Washington zeigen, dass auch in der Trump-Administration keine klare Strategie für ein Ende des Konflikts existiert.
Was bleibt, ist ein gefährliches Pokerspiel, bei dem die Einsätze immer höher werden. Und während Trump, Putin und Selenskyj ihre Karten ausspielen, zahlt die Zivilbevölkerung den Preis - in Form von nächtlichen Drohnenangriffen, zerstörten Städten und einer Zukunft, die ungewisser denn je erscheint.
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