
Trumps Energiewende rückwärts: Atomkraft als "patriotische" Alternative zu Wind und Solar
Die amerikanische Energiepolitik erlebt unter Donald Trump eine radikale Kehrtwende, die in ihrer Konsequenz kaum zu übertreffen ist. Während sein Vorgänger Joe Biden mit dem Inflation Reduction Act das größte Klimaschutzpaket der US-Geschichte auf den Weg brachte, demontiert Trump systematisch die Förderung erneuerbarer Energien. Seine Vision? Windräder seien hässlich, Solaranlagen würden wertvolles Ackerland verschandeln, und nur die Atomkraft sei wahrhaft "amerikanisch".
Der patriotische Atomkurs
Jarrod Agen, Direktor des US Energy Dominance Council, bringt die neue Doktrin auf den Punkt: Atomkraft passe besser zur langfristigen Vision der Administration als andere saubere Energiequellen. Das Argument klingt zunächst nachvollziehbar - Kernenergie werde eher mit amerikanischen Komponenten und von amerikanischen Unternehmen gebaut. Doch dahinter verbirgt sich eine gefährliche Mischung aus Nationalismus und technologischem Chauvinismus.
Die Trump-Administration verfolge eine dreigliedrige Strategie zur Stärkung der amerikanischen Energiedominanz: Verlängerung der Laufzeiten bestehender Kohlekraftwerke, Verbesserung der Netzeffizienz und massive Investitionen in die nächste Generation der Kernenergie. In dieser Lesart sei Atomkraft nicht nur eine Energie- oder Klimafrage, sondern Teil eines größeren Wettbewerbs mit China, insbesondere im Bereich der künstlichen Intelligenz.
Frontalangriff auf erneuerbare Energien
Während die Atomkraft hofiert wird, erleben Wind- und Solarenergie einen beispiellosen Kahlschlag. Seit Januar habe das Weiße Haus die Genehmigungen für Windprojekte auf Bundesland und in Bundesgewässern gestoppt, Biden-Pläne für Offshore-Verpachtungen widerrufen und bereits erteilte Genehmigungen für laufende Projekte zurückgezogen. Das Revolution Wind-Projekt vor Rhode Island - zu 80 Prozent fertiggestellt - musste die Bauarbeiten einstellen, angeblich aus Gründen der nationalen Sicherheit.
Trumps Innenministerium habe zudem die Genehmigungsverfahren für erneuerbare Projekte verschärft. Alle neuen Wind- und Solarprojekte auf Bundesland benötigten nun die persönliche Unterschrift des Innenministers. Dies unterwerfe Vorschläge politischer Prüfung und Verzögerungen, während gleichzeitig die Möglichkeiten für Öl- und Gasbohrungen ausgeweitet würden.
Die ästhetische Abneigung des Präsidenten
Trump mache aus seiner Verachtung für Wind- und Solarenergie keinen Hehl. Er habe Windturbinen wiederholt als hässlich, ineffizient und sogar gefährlich bezeichnet. Nach einem Besuch seines Golfresorts in Schottland im Juli wiederholte er, dass "Windmühlen eine Schande" seien, nannte sie vogelvernichtende Schandflecken und "die teuerste Form von Energie, die es gibt". Jahre zuvor hatte er erfolglos versucht, ein Offshore-Windprojekt in der Nähe desselben Golfplatzes zu blockieren.
Solarenergie komme in seiner Rhetorik kaum besser weg. Trump verspotte große Solarfarmen als "große hässliche Flecken aus schwarzem Plastik", die Ackerland verschandelten und stark von chinesischen Importen abhingen. Er stelle erneuerbare Energien generell als unzuverlässig dar und verweise darauf, dass die Sonne nicht immer scheine und der Wind nicht immer wehe.
Die wirtschaftlichen Folgen
Die Administration rechtfertige ihre Maßnahmen teilweise mit steigenden Stromkosten. Beamte argumentierten, dass die Einspeisung erneuerbarer Energien ins Netz die Preise für Haushalte und Unternehmen in die Höhe getrieben habe. Landesweit seien die Stromkosten im vergangenen Jahr mehr als doppelt so stark gestiegen wie die Inflation - ein Trend, den das Weiße Haus der Ausweitung intermittierender Stromquellen zuschreibe.
Unabhängige Analysen zeichneten jedoch ein anderes Bild. Ein Großteil des Anstiegs stamme nicht von den erneuerbaren Energien selbst, sondern von den Kosten für die Modernisierung des alternden Stromnetzes. Versorgungsunternehmen hätten stark in Übertragungsleitungen, Masten und andere Infrastruktur investiert, sowohl um neue Energiequellen zu integrieren als auch um Systeme gegen extreme Wetterereignisse zu härten.
Der Preis der Ideologie
Die Maßnahmen der Regierung hätten bereits erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen. Laut der Interessengruppe E2 seien allein in der ersten Hälfte des Jahres 2025 Projekte für saubere Energie im Wert von 22 Milliarden Dollar gestrichen oder verkleinert worden. Arbeitsplatzverluste und Investitionsausfälle konzentrierten sich auf Bundesstaaten, die zuvor vom Inflation Reduction Act profitiert hatten.
Besonders hart getroffen sei die Offshore-Windenergie, die in den USA gerade erst Fahrt aufgenommen hatte. Entwickler stünden vor politischer Unsicherheit und finanziellen Verlusten durch gestoppte Projekte. Kleinere und mittelgroße Entwickler erneuerbarer Energien seien besonders gefährdet, da ihnen die Ressourcen fehlten, um längere politische Umbrüche zu überstehen.
Die Realität der Energiekosten
Trotz der Rhetorik der Regierung zeigten unabhängige Kostenbewertungen, dass erneuerbare Energien wettbewerbsfähig blieben. BloombergNEF schätze, dass Onshore-Wind und Solar billig genug seien, um direkt mit neuen Gaskraftwerken zu konkurrieren - selbst ohne Subventionen. Offshore-Wind bleibe teurer, sei aber immer noch günstiger als neue Atomkraftwerke, deren Bau langsam voranschreite und die ihre eigenen wirtschaftlichen Hürden hätten.
Die Ironie dabei: Selbst in republikanisch regierten Bundesstaaten hätten sich erneuerbare Energien als beliebt erwiesen. Texas führe das Land bei der Windenergieerzeugung an und rangiere bei Solar auf Platz zwei. Der Großteil der neuen Netzkapazität seit 2020 stamme aus erneuerbaren Energien oder Batterien.
Ein gefährlicher Sonderweg
Trumps Energiepolitik spiegele mehr als nur wirtschaftliche Überlegungen wider. Sie verkörpere eine Weltanschauung, die Nationalismus, Ästhetik und traditionelle Energiedominanz über Klimaziele stelle. Das Ergebnis sei ein scharfer Bruch mit der unter Biden eingeschlagenen Richtung und eine Rückkehr zu einer Vision der Energiepolitik, in der fossile Brennstoffe zentral blieben und Kernenergie als die einzige saubere Alternative gepriesen werde, die staatliche Unterstützung verdiene.
Die langfristigen Folgen dieser Politik könnten verheerend sein. Die Unsicherheit, die durch Trumps Maßnahmen entstanden sei, alarmiere Entwickler und Finanziers. Wer würde noch in Projekte investieren, wenn die staatliche Unterstützung plötzlich entzogen werden könne - selbst bei Projekten, die kurz vor der Fertigstellung stünden? Die USA riskierten, im globalen Wettlauf um saubere Energie den Anschluss zu verlieren.
Gleichzeitig stünden die von der Regierung bevorzugten Alternativen - Atomkraft und fossile Brennstoffe - vor ihren eigenen Herausforderungen. Neue Atomkraftkapazitäten seien noch Jahre von der Inbetriebnahme entfernt, während Gas- und Kohlekraftwerke aufgrund ihres Alters und des Marktdrucks weiterhin stillgelegt würden.
Ein Blick auf die deutsche Energiepolitik
Interessanterweise zeige sich hier eine bemerkenswerte Parallele zur deutschen Energiepolitik - nur mit umgekehrten Vorzeichen. Während Trump die Atomkraft als patriotische Lösung preise, habe Deutschland unter der Ampel-Koalition den endgültigen Atomausstieg vollzogen und setze voll auf erneuerbare Energien. Die neue Große Koalition unter Friedrich Merz müsse nun die Scherben dieser ideologiegetriebenen Politik aufsammeln. Die explodierenden Strompreise und die Instabilität des Netzes zeigten, dass beide Extreme - weder die vollständige Ablehnung der Kernenergie noch die Verteufelung erneuerbarer Energien - zielführend seien.
Was beide Länder bräuchten, sei eine pragmatische Energiepolitik, die alle verfügbaren Technologien nutze, um eine sichere, bezahlbare und umweltfreundliche Energieversorgung zu gewährleisten. Stattdessen erleben wir auf beiden Seiten des Atlantiks ideologische Grabenkämpfe, die letztlich nur den Bürgern und der Wirtschaft schaden.
In einer Zeit, in der Energiesicherheit zur nationalen Sicherheit geworden sei, könnten wir uns solche Experimente eigentlich nicht leisten. Doch sowohl Trump als auch die deutsche Politik scheinen entschlossen, ihre jeweiligen ideologischen Steckenpferde zu reiten - koste es, was es wolle.
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