
Trumps Korea-Deal wackelt: Wenn aus 350 Milliarden plötzlich 550 werden sollen
Die großspurigen Ankündigungen der Trump-Administration entpuppen sich einmal mehr als heiße Luft. Was im Juli noch als bahnbrechender Handelsdeal zwischen den USA und Südkorea gefeiert wurde, droht nun zu einem diplomatischen Desaster zu werden. Handelsminister Howard Lutnick fordert plötzlich nicht nur mehr Geld, sondern will die Spielregeln komplett ändern – und Seoul wehrt sich.
Die Kunst des Deals? Eher die Kunst der Nachverhandlung
Erinnern wir uns: Im Juli verkündete Trump stolz, Südkorea würde seine Zölle auf amerikanische Produkte von 25 auf 15 Prozent senken. Im Gegenzug versprach Seoul großzügige 350 Milliarden Dollar an US-Investitionen plus weitere 100 Milliarden für amerikanische Energiekäufe. Klingt beeindruckend? Ist es auch – wenn man bedenkt, dass diese Summe etwa einem Fünftel des gesamten südkoreanischen Bruttoinlandsprodukts entspricht.
Doch kaum war die Tinte auf dem verbalen Abkommen trocken, beginnt Washington die Torpfosten zu verschieben. Lutnick drängt nun darauf, dass Seoul seine Zusagen auf das Niveau Japans anheben solle – satte 550 Milliarden Dollar. Und als wäre das nicht genug, soll das Geld auch noch größtenteils in bar fließen statt in Form von Krediten.
Seoul zwischen Hammer und Amboss
Die südkoreanische Regierung steht vor einem Dilemma. Einerseits will man den wichtigen Verbündeten USA nicht vor den Kopf stoßen – immerhin beherbergt das Land die größte US-Militärbasis im Ausland. Andererseits würde die Erfüllung der amerikanischen Forderungen das Land in eine veritable Finanzkrise stürzen.
"Ohne einen Währungsswap würden wir, wenn wir 350 Milliarden Dollar in der von den USA geforderten Weise abziehen und alles in bar in die USA investieren müssten, eine Situation wie in der Finanzkrise von 1997 erleben"
So warnte Präsident Lee Jae Myung eindringlich vor den Konsequenzen. Die geforderte Summe würde über 80 Prozent der südkoreanischen Dollarreserven verschlingen – ein finanzieller Selbstmord für das Land.
Die Realität hinter den Schlagzeilen
Was hier geschieht, ist symptomatisch für die aktuelle US-Handelspolitik. Trump wirft mit astronomischen Zahlen um sich, die bei näherer Betrachtung jeder wirtschaftlichen Vernunft entbehren. Die südkoreanische Tageszeitung Chosun brachte es auf den Punkt: Das Land wäre mit den ursprünglichen 25 Prozent Zöllen besser dran als mit 15 Prozent plus 350 Milliarden Dollar.
Besonders pikant: Die Verhandlungen finden vor dem Hintergrund erheblicher Spannungen statt. Erst kürzlich verhafteten US-Einwanderungsbehörden über 300 Südkoreaner bei einer Razzia in einem Hyundai-Werk in Georgia – ein Vorfall, der in Seoul für erhebliche Verstimmung sorgte. Die Ironie dabei: Südkorea soll Milliarden in die USA pumpen, während koreanische Arbeiter wie Kriminelle behandelt werden.
Japan als Blaupause – oder Warnung?
Lutnick beharrt darauf, dass Südkorea dem japanischen Modell folgen solle. Tokyo hat 550 Milliarden Dollar zugesagt, wobei die USA satte 90 Prozent der Gewinne aus den Investitionen einstreichen sollen, nachdem Japan seine ursprüngliche Investition zurückerhalten hat. Ein Deal, der selbst für die traditionell amerikafreundlichen Japaner grenzwertig erscheint.
Doch Südkorea ist nicht Japan. Mit einem BIP von 1,8 Billionen Dollar ist die südkoreanische Wirtschaft nur etwa zwei Fünftel so groß wie die japanische. Zudem verfügt Japan über einen Währungsswap mit den USA – ein Sicherheitsnetz, das Seoul fehlt.
Der Preis der "Freundschaft"
Was sich hier abspielt, ist keine Handelspolitik, sondern Erpressung im Gewand diplomatischer Verhandlungen. Die Trump-Administration behandelt ihre Verbündeten wie Melkkühe, die man nach Belieben auspressen kann. Dabei wird völlig ignoriert, dass solche Forderungen die wirtschaftliche Stabilität ganzer Nationen gefährden können.
Die südkoreanische Regierung hat nun einen genialen Schachzug vorgeschlagen: einen Währungsswap mit der Federal Reserve. Im Klartext: Die USA sollen Seoul das Geld leihen, mit dem Seoul dann die USA bezahlt. Ein absurdes Karussell, das zeigt, wie realitätsfern die amerikanischen Forderungen sind.
Lutnicks Ultimatum ist eindeutig: "Die Koreaner akzeptieren entweder den Deal oder zahlen die Zölle. Schwarz oder weiß." Doch die Welt ist nicht schwarz-weiß, und immer mehr deutet darauf hin, dass Seoul lieber die Zölle zahlen wird, als sich in den finanziellen Ruin treiben zu lassen.
Ein Blick in die Zukunft
Dieser Fall zeigt exemplarisch, wohin eine Politik führt, die auf Druck und unrealistischen Forderungen basiert. Während die neue deutsche Regierung unter Friedrich Merz versucht, die transatlantischen Beziehungen zu stabilisieren, zeigt sich in Washington eine beunruhigende Tendenz zur wirtschaftlichen Selbstisolation.
Die Ironie der Geschichte: Trump könnte am Ende genau das Gegenteil von dem erreichen, was er beabsichtigt. Statt Milliarden in die USA zu pumpen, könnten sich Länder wie Südkorea gezwungen sehen, ihre wirtschaftlichen Beziehungen zu diversifizieren – weg von den USA, hin zu verlässlicheren Partnern.
In einer Zeit, in der die Weltwirtschaft ohnehin unter Druck steht und geopolitische Spannungen zunehmen, wäre es klüger, auf stabile Partnerschaften zu setzen statt auf kurzfristige Gewinne. Doch diese Weisheit scheint in Washington derzeit nicht hoch im Kurs zu stehen. Für Anleger bedeutet dies: Die Unsicherheit an den Märkten wird bleiben. Wer sein Vermögen schützen will, sollte über eine Beimischung physischer Edelmetalle nachdenken – sie bleiben ein Stabilitätsanker in turbulenten Zeiten.
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