
TSMC beschleunigt US-Expansion: Hochmoderne Chipfertigung in Arizona soll 2027 starten
Der taiwanesische Halbleitergigant TSMC treibt seine amerikanischen Ambitionen mit bemerkenswerter Geschwindigkeit voran. Die zweite Chipfabrik im Wüstenstaat Arizona soll bereits im Sommer 2026 mit der Installation der hochkomplexen Fertigungsanlagen beginnen – ein Zeitplan, der die ursprünglichen Pläne um mindestens mehrere Quartale übertrifft.
Ein strategischer Schachzug in turbulenten Zeiten
Was auf den ersten Blick wie eine rein wirtschaftliche Entscheidung erscheint, offenbart bei genauerer Betrachtung die tektonischen Verschiebungen in der globalen Chipindustrie. TSMC, der weltweit führende Auftragsfertiger für Halbleiter, reagiert damit auf den wachsenden Druck der US-Regierung, kritische Technologien auf amerikanischem Boden zu produzieren. Die Trump-Administration hat mit ihren protektionistischen Maßnahmen und Zollerhöhungen unmissverständlich klargemacht, dass die Abhängigkeit von asiatischen Lieferketten ein Ende haben soll.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 76 Prozent des TSMC-Umsatzes stammen mittlerweile von US-Kunden. Technologieriesen wie Apple, Nvidia, AMD, Intel und Google sind auf die hochmodernen 3-Nanometer-Chips angewiesen, die bald auch in der Sonora-Wüste vom Band laufen sollen.
Mammutprojekt mit 165 Milliarden Dollar Investitionsvolumen
Das Ausmaß des Arizona-Projekts ist schlichtweg atemberaubend. Fünf Fabriken, zwei hochmoderne Verpackungsanlagen und ein Forschungs- und Entwicklungszentrum sollen entstehen. Nach Fertigstellung will TSMC rund 30 Prozent seiner fortschrittlichsten Chips in den Vereinigten Staaten fertigen – ein fundamentaler Wandel für ein Unternehmen, das seine Produktionskapazitäten bislang fast ausschließlich in Taiwan konzentrierte.
Die erste Arizona-Fabrik produziert bereits Chips für Apple und Nvidias revolutionäre Blackwell-KI-Prozessoren. Doch Branchenexperten warnen vor überzogenen Erwartungen: Die Qualifizierung der Produktionslinien und das Hochfahren der Fertigung können bis zu einem Jahr dauern – bei hochkomplexen Prozessen mit über 1.000 Fertigungsschritten sogar noch länger.
Japan auf der Wartebank – Arizona im Rampenlicht
Während die US-Expansion auf Hochtouren läuft, hat TSMC den Bau seiner zweiten Fabrik im japanischen Kumamoto auf Eis gelegt. Die schwächelnde Nachfrage nach weniger fortschrittlichen Chips zwingt das Unternehmen einer Neubewertung seiner globalen Strategie. Ein deutliches Signal, wohin die Reise geht: Die Zukunft liegt in der Hochleistungsfertigung für KI-Anwendungen – und diese Zukunft wird zunehmend amerikanisch.
„Mit der starken Zusammenarbeit und Unterstützung unserer führenden US-Kunden sowie der Bundes-, Staats- und Stadtverwaltungen beschleunigen wir weiterhin unsere Kapazitätserweiterung in Arizona", erklärte TSMC-Chef C.C. Wei.
Geopolitische Dimension nicht zu unterschätzen
Die aggressive Expansion auf amerikanischem Boden ist mehr als nur Kundenservice. Sie ist eine Absicherung gegen die wachsenden Spannungen zwischen den USA und China, die Taiwan – und damit TSMC – in eine prekäre Lage bringen. Sollte es zu einer Eskalation in der Taiwanstraße kommen, wären die US-Fabriken ein unverzichtbarer Rettungsanker für die westliche Technologieindustrie.
Für Deutschland und Europa sollte diese Entwicklung ein Weckruf sein. Während die Amerikaner mit massiven Investitionen und klarer industriepolitischer Strategie ihre technologische Souveränität sichern, diskutiert man hierzulande noch immer über Bürokratieabbau und Standortbedingungen. Die Chipindustrie wartet nicht – und wer zu spät kommt, den bestraft der Markt.

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