
Nachtzug-Renaissance oder Mobilitäts-Illusion? European Sleeper springt in die Bresche
Während die deutsche Verkehrspolitik weiterhin im Chaos versinkt und die Bahn-Infrastruktur vor sich hin bröckelt, versucht nun ein belgisch-niederländisches Unternehmen, die Scherben aufzusammeln. European Sleeper kündigte an, ab März 2026 eine neue Nachtzugverbindung zwischen Paris und Berlin einzurichten – dreimal wöchentlich, wohlgemerkt. Ein mutiger Schritt oder nur ein weiterer Tropfen auf den heißen Stein einer verfehlten europäischen Verkehrspolitik?
Das Ende der österreichischen Ära
Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) hatten sich jahrelang als Retter der europäischen Nachtzugkultur inszeniert. Mit ihren "Nightjet"-Zügen füllten sie die Lücke, die die Deutsche Bahn 2016 hinterlassen hatte, als sie sich sang- und klanglos aus dem Nachtzuggeschäft verabschiedete. Doch nun ziehen auch die Österreicher die Reißleine: Die Verbindung Paris-Berlin wird zum 14. Dezember eingestellt – nach gerade einmal zwei Jahren Betrieb.
Der Grund? Frankreich streicht die Fördermittel. Ein Paradebeispiel dafür, wie die europäische Verkehrswende an nationalen Egoismen und kurzsichtiger Haushaltspolitik scheitert. Während man uns ständig predigt, auf umweltfreundliche Verkehrsmittel umzusteigen, entziehen die Regierungen genau diesen Alternativen die finanzielle Grundlage.
European Sleeper – David gegen Goliath?
In diese Bresche springt nun European Sleeper, ein 2021 gegründetes Unternehmen, das bisher gerade einmal eine einzige Nachtzugverbindung betreibt. Mit 230.000 beförderten Passagieren in vier Jahren ist das eher eine Nischengröße als ein ernstzunehmender Verkehrsanbieter. Trotzdem wagen sie sich an die prestigeträchtige Route Paris-Berlin.
Die geplanten Abfahrtszeiten – sonntags, dienstags und donnerstags von Paris, montags, mittwochs und freitags zurück – zeigen bereits die Limitierungen auf. Wer spontan reisen möchte oder muss, hat Pech gehabt. Das ist keine echte Alternative zum Flugzeug oder Auto, sondern bestenfalls ein Nischenangebot für Romantiker und Idealisten.
Preise auf Nightjet-Niveau – aber reicht das?
European Sleeper verspricht Preise "ähnlich der Nightjet-Verbindung" und verschiedene Reiseklassen. Doch was bedeutet das konkret? Die Nightjet-Preise bewegten sich oft im dreistelligen Bereich für ein Schlafwagenabteil – deutlich teurer als ein Billigflug. Solange Kerosin steuerbefreit bleibt und Flugtickets zu Dumpingpreisen verschleudert werden, bleibt der Nachtzug ein Luxusprodukt für Besserverdienende mit grünem Gewissen.
Die größere Perspektive: Verkehrspolitisches Versagen
Was wir hier beobachten, ist symptomatisch für die europäische Verkehrspolitik. Während China sein Hochgeschwindigkeitsnetz in Rekordzeit ausbaut und die USA massive Infrastrukturinvestitionen planen, basteln wir in Europa an Flickenteppichen herum. Private Anbieter müssen einspringen, wo staatliche Bahnen versagen. Das Ergebnis: Ein zersplittertes System ohne echte Durchschlagskraft.
Die neue Große Koalition unter Friedrich Merz hat zwar ein 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für Infrastruktur angekündigt – ein Versprechen, das angesichts Merz' Zusage, keine neuen Schulden zu machen, wie blanker Hohn klingt. Wieder einmal werden kommende Generationen die Zeche zahlen müssen für eine Politik, die große Ankündigungen macht, aber keine nachhaltigen Lösungen liefert.
Fazit: Symbolpolitik statt echter Verkehrswende
Die neue Nachtzugverbindung von European Sleeper ist bestenfalls ein Pflaster auf einer klaffenden Wunde. Solange die Politik nicht bereit ist, massiv in die Schieneninfrastruktur zu investieren und faire Wettbewerbsbedingungen zwischen den Verkehrsträgern zu schaffen, bleiben solche Initiativen reine Symbolpolitik.
Was wir bräuchten, wäre ein europaweites Nachtzugnetz mit täglichen Verbindungen, bezahlbaren Preisen und modernem Komfort. Stattdessen bekommen wir drei Züge pro Woche zwischen zwei Hauptstädten – betrieben von einem Kleinstunternehmen, das sich mutig, aber möglicherweise naiv in ein Haifischbecken wagt.
In Zeiten, in denen die Inflation galoppiert und die Bürger jeden Euro zweimal umdrehen müssen, wirkt die Diskussion über teure Nachtzugverbindungen fast schon weltfremd. Vielleicht sollten wir uns weniger auf romantische Zugfahrten konzentrieren und mehr darauf, wie wir eine funktionierende, bezahlbare Mobilität für alle schaffen können. Aber das würde ja echte politische Arbeit erfordern – und keine schönen Pressefotos in nostalgischen Schlafwagen.
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