
Wehrpflicht als Friedensprojekt? Chrupallas paradoxe Verteidigungsvision
Die Debatte um die Wiedereinführung der Wehrpflicht nimmt in Deutschland zunehmend groteske Züge an. Während die Große Koalition unter Friedrich Merz die Verteidigungsfähigkeit des Landes stärken möchte, präsentiert AfD-Chef Tino Chrupalla eine geradezu abenteuerliche Position: Eine Wehrpflicht ja, aber bitte nur in Friedenszeiten. Man könnte meinen, der Co-Vorsitzende der Alternative für Deutschland habe die grundlegende Logik militärischer Vorbereitung nicht verstanden.
Wenn die Parteilinie zur Nebensache wird
Besonders pikant an Chrupallas Haltung ist, dass er damit gegen den ausdrücklichen Willen seiner eigenen Parteibasis agiert. Die AfD-Mitglieder hatten sich in einer eigens durchgeführten Abstimmung mit breiter Mehrheit für die sofortige Wiedereinführung der Wehrpflicht ausgesprochen. Alice Weidel ging sogar noch weiter und forderte einen zweijährigen Wehrdienst. Doch was kümmert den Parteichef schon der demokratische Wille seiner Basis?
Stattdessen verweist Chrupalla auf seine persönlichen Befindlichkeiten und seine drei Kinder. Als ob nicht Millionen deutscher Väter in der Vergangenheit ihre Wehrpflicht abgeleistet hätten, ohne dass dies zu einer nationalen Tragödie geführt hätte. Die Bundeswehr war und ist eine Parlamentsarmee, die der demokratischen Kontrolle unterliegt.
Die Realität der Bedrohungslage
Chrupallas Behauptung, die Bundesregierung habe durch "Kriegsrhetorik" eine künstliche Bedrohungslage geschaffen, ignoriert die harten Fakten der internationalen Politik. Der Ukraine-Krieg tobt weiterhin vor unserer Haustür, die Spannungen im Nahen Osten haben sich dramatisch verschärft. In einer solchen Weltlage von reinen Friedenszeiten zu träumen, grenzt an gefährliche Naivität.
"Nur in Friedenszeiten sollte der allgemeine Wehrdienst zurückkommen", erklärt der gebürtige Niederschlesier. Dadurch lasse sich Krieg verhindern.
Diese Logik ist so bestechend wie absurd. Eine Armee, die erst in Friedenszeiten aufgebaut wird und im Ernstfall nicht zur Verfügung steht, ist ungefähr so sinnvoll wie eine Feuerwehr, die nur bei Sonnenschein einsatzbereit ist. Die Geschichte lehrt uns, dass militärische Schwäche eher Konflikte provoziert als verhindert.
Trump als Vorbild - aber nur teilweise
Interessant ist auch Chrupallas selektive Bewunderung für Donald Trump. Während er dessen harte Migrationspolitik lobt und als "deckungsgleich" mit dem AfD-Programm bezeichnet, distanziert er sich von den robusten Methoden der amerikanischen Einwanderungsbehörde ICE. Diese Halbherzigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch Chrupallas politische Positionen.
Dabei zeigt Trump gerade in der Verteidigungspolitik, wie konsequentes Handeln aussieht. Der US-Präsident fordert von den NATO-Partnern seit Jahren höhere Verteidigungsausgaben und eine stärkere militärische Eigenverantwortung. Eine Forderung, die auch für Deutschland gilt - unabhängig davon, ob gerade Friedens- oder Krisenzeiten herrschen.
Die infrastrukturelle Ausrede
Chrupallas Argument, es fehle an infrastrukturellen Voraussetzungen für die Wehrpflicht, ist zwar nicht völlig von der Hand zu weisen, aber letztlich eine Ausrede. Natürlich wurden in den Jahren seit Aussetzung der Wehrpflicht Kasernen geschlossen und Ausbildungskapazitäten abgebaut. Doch das ist kein unlösbares Problem, sondern eine Frage des politischen Willens und der Investitionsbereitschaft.
Die neue Große Koalition hat immerhin ein 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für Infrastruktur angekündigt. Ein Teil davon könnte durchaus in den Wiederaufbau militärischer Ausbildungseinrichtungen fließen. Doch während andere Parteien konkrete Lösungen diskutieren, verharrt Chrupalla in seiner paradoxen Verweigerungshaltung.
Die wahre Motivation?
Man muss sich fragen, was wirklich hinter Chrupallas Position steckt. Ist es tatsächlich die Sorge um die deutschen Wehrpflichtigen? Oder ist es vielmehr die Angst, mit einer klaren pro-Wehrpflicht-Haltung potenzielle Wähler zu verschrecken? Die AfD fischt bekanntlich auch im Lager der Friedensbewegten und Putin-Versteher.
Seine Aussage, er vertraue der Regierung nicht, offenbart das eigentliche Dilemma: Chrupalla möchte gleichzeitig Opposition spielen und Regierungsverantwortung übernehmen. Er träumt von einer AfD-Regierung, die dann eine Wehrpflicht in selbstdefinierten "Friedenszeiten" einführt. Bis dahin soll Deutschland offenbar schutzlos bleiben.
Die deutsche Sicherheitspolitik braucht keine Sonntagsreden über hypothetische Friedenszeiten, sondern konkrete Maßnahmen zur Stärkung der Verteidigungsfähigkeit. Eine gut ausgebildete und ausgerüstete Bundeswehr mit einer breiten gesellschaftlichen Verankerung durch die Wehrpflicht wäre ein wichtiger Baustein dafür. Chrupallas Weigerung, diese Notwendigkeit anzuerkennen, macht ihn zu einem unglaubwürdigen Akteur in der Verteidigungspolitik.
Wer Verantwortung für Deutschland übernehmen will, muss auch bereit sein, unpopuläre aber notwendige Entscheidungen zu treffen. Die Wehrpflicht gehört dazu - nicht irgendwann in fernen Friedenszeiten, sondern jetzt, wo die Weltlage es erfordert. Alles andere ist verantwortungslose Träumerei.

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