
Chinas strategischer Schachzug: Google entkommt, Nvidia im Fadenkreuz
In einem bemerkenswerten Manöver hat Peking seine kartellrechtlichen Ermittlungen gegen Googles Android-Imperium fallen gelassen – ein Schritt, der weniger von Großzügigkeit als von kalkuliertem Kalkül zeugt. Während der Suchmaschinenriese aufatmen darf, zieht sich die Schlinge um Nvidia immer enger. Die chinesische Führung demonstriert damit eindrucksvoll, wie sie ihre regulatorischen Waffen im Handelskrieg mit den USA gezielt einsetzt.
Taktisches Zugeständnis oder strategische Neuausrichtung?
Die State Administration for Market Regulation (SAMR) beendete ihre im Februar eingeleiteten Untersuchungen gegen Google überraschend schnell. Der Fokus lag ursprünglich auf dem Android-Betriebssystem und dessen angeblich wettbewerbsschädigenden Auswirkungen auf heimische Marken wie Oppo und Xiaomi. Doch was auf den ersten Blick wie ein Rückzieher aussieht, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als geschickter Schachzug.
"Eine Untersuchung fallen lassen, dafür eine andere verschärfen"
So beschreibt ein Insider die neue Strategie der chinesischen Marktaufsicht. China versuche, seine Vergeltungsziele zu fokussieren, um sie wirkungsvoller zu machen. Eine Einschätzung, die sich angesichts der jüngsten Entwicklungen als zutreffend erweist.
Nvidia im Visier der Regulierungsbehörden
Während Google glimpflich davonkommt, verschärft Peking den Druck auf den Chiphersteller Nvidia erheblich. Am Montag stellte die SAMR fest, dass Nvidia bei der Übernahme des israelisch-amerikanischen Netzwerkausrüsters Mellanox Technologies gegen Kartellgesetze verstoßen habe. Die Untersuchung läuft seit 2019 – ein deutliches Signal, dass China bereit ist, alte Fälle aus der Schublade zu holen, wenn es politisch opportun erscheint.
Noch drastischer wurde es am Mittwoch: Die Cyberspace Administration untersagte Alibaba, ByteDance und anderen Tech-Giganten den Kauf bestimmter KI-Chips von Nvidia, darunter das speziell für den chinesischen Markt entwickelte Modell RTX Pro 6000D. Die offizielle Begründung? Heimische Chips würden mittlerweile vergleichbare Leistungen erbringen.
Symbolpolitik mit Substanz
Vey-Sern Ling von der Union Bancaire Privée bringt es auf den Punkt: Google habe ohnehin kaum nennenswerte Geschäfte in China – die Einstellung der Ermittlungen sei eine rein symbolische Geste des guten Willens. Doch in der Diplomatie zähle jeder Gefallen, selbst wenn er nichts koste.
Diese regulatorische Neuausrichtung erfolgt keineswegs zufällig. Sie fällt zusammen mit intensiven Verhandlungen zwischen Peking und Washington über die Zukunft von TikTok. Präsident Trump und Xi Jinping werden am Freitag über Handelsfragen sprechen – ein Gespräch, bei dem jede Verhandlungsmasse zählt.
Der größere Kontext: Chinas KI-Ambitionen
Die Entwicklungen dieser Woche fügen sich nahtlos in Chinas langfristige Strategie ein, technologische Unabhängigkeit zu erlangen. Huawei präsentierte einen neuen KI-Chip als direkten Konkurrenten zu Nvidia-Produkten. Gleichzeitig wies die Regierung chinesische Unternehmen an, bestimmte Nvidia-Chips nicht mehr zu kaufen. Die Botschaft könnte klarer nicht sein: China will sich aus der technologischen Abhängigkeit vom Westen befreien.
Für Nvidia kommt der chinesische Druck zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Die Aktie des Unternehmens stagniert seit Mitte August bei etwa 180 Dollar – ein Widerstandsniveau, das sich als hartnäckig erweist. Die regulatorischen Unsicherheiten in China dürften die Kursentwicklung weiter belasten.
Ein Lehrstück in Realpolitik
Was wir hier beobachten, ist ein Paradebeispiel dafür, wie autoritäre Regime ihre Marktmacht als geopolitisches Druckmittel einsetzen. Während westliche Demokratien sich in endlosen Debatten über faire Wettbewerbsbedingungen verlieren, nutzt China seine regulatorischen Instrumente mit chirurgischer Präzision. Google wird verschont, weil es politisch opportun ist. Nvidia wird ins Visier genommen, weil es den chinesischen Interessen dient.
Diese Entwicklung sollte westlichen Unternehmen und Regierungen eine Warnung sein. Die Zeiten, in denen man auf dem chinesischen Markt nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten agieren konnte, sind endgültig vorbei. Jede Geschäftsentscheidung ist heute auch eine politische Entscheidung – ob es den Beteiligten gefällt oder nicht.
Die Ironie dabei: Während die EU und die USA sich in regulatorischen Kleinkriegen gegen ihre eigenen Tech-Giganten verstricken, nutzt China seine Marktmacht strategisch, um technologische Souveränität zu erlangen. Ein Ansatz, von dem der Westen durchaus lernen könnte – wenn er denn bereit wäre, ideologische Scheuklappen abzulegen und realpolitisch zu denken.
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