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03.12.2025
17:45 Uhr

Serbien vor dem Blackout: Washington verweigert Sanktionsausnahme für russische Raffinerie

Die Lichter könnten in Serbien bald ausgehen. Während die USA ihren EU-Verbündeten großzügige Ausnahmeregelungen gewähren, lässt Washington den Balkanstaat im Dunkeln stehen. Die Verweigerung einer 90-tägigen Sanktionsausnahme für die einzige Raffinerie des Landes droht nun eine schwere Energie- und Wirtschaftskrise auszulösen.

Belgrad bettelt vergeblich um Gnadenfrist

Die serbische Regierung hatte diese Woche eindringlich vor einem drohenden Energiekollaps gewarnt. Die Bitte war bescheiden: Lediglich drei Monate Aufschub wollte man, um die Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) die vorübergehende Kontrolle über die Raffinerie NIS übernehmen zu lassen. Zeit genug, um den Kauf der russischen Mehrheitsanteile abzuwickeln und die Versorgung zu sichern.

Doch Washington blieb hart. Die US-Sanktionen gegen Russlands Energiegiganten haben NIS, die zu Gazprom Neft gehört, von Dollar-Transaktionen abgeschnitten und die Rohöllieferungen über Kroatien blockiert. Die Folge: Die 4,8-Millionen-Tonnen-Raffinerie arbeitet nur noch auf Sparflamme.

80 Prozent der Treibstoffversorgung in Gefahr

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: NIS produziert etwa 80 Prozent aller raffinierten Erdölprodukte Serbiens. Von der Luftfahrt bis zum Dieselkraftstoff – ohne diese Raffinerie steht das Land vor dem Kollaps. Präsident Aleksandar Vučić zeigte sich nach einem Treffen mit Energieministern sichtlich enttäuscht: "Wir haben keine guten Nachrichten erhalten, die Vereinigten Staaten haben unseren Antrag auf eine Ausnahmeregelung für NIS abgelehnt."

"Ich bin nicht nur enttäuscht, sondern auch überrascht, denn ich sehe nicht, was sie damit gewonnen haben"

Diese Worte des serbischen Präsidenten offenbaren die Fassungslosigkeit über Washingtons Entscheidung. Besonders bitter: Die EU-Mitglieder Ungarn, Rumänien und Bulgarien erhielten problemlos ähnliche – teilweise sogar großzügigere – Ausnahmeregelungen.

Raffinerie Pančevo vor dem Aus

Die Konsequenzen ließen nicht lange auf sich warten. Serbien hat bereits die vollständige Einstellung des Betriebs in der Raffinerie Pančevo beschlossen. NIS teilte mit, dass die Produktionseinheiten aufgrund des Rohölmangels infolge der US-Sanktionen heruntergefahren werden.

In einer Pressemitteilung versicherte das Unternehmen zwar, dass die Versorgung des heimischen Marktes dank zuvor angelegter Vorräte vorerst gewährleistet sei. Doch wie lange diese Reserven reichen werden, bleibt unklar. Die Mitarbeiter sollen während der Betriebsunterbrechung mit Wartungsarbeiten beschäftigt werden – ein schwacher Trost angesichts der drohenden Versorgungskrise.

Washingtons doppeltes Spiel

Besonders pikant ist die Situation, weil Vučić sich in der Ukraine-Frage längst auf die Seite Washingtons geschlagen hat. Trotz der historischen Verbindungen zwischen den slawischen Bruderländern Serbien und Russland hat Belgrad erhebliche Waffenlieferungen an die Ukraine geleistet. Der Kreml warf Serbien bereits vor, "vergessen zu haben, wer ihre wahren Freunde und Feinde sind".

Umso unverständlicher erscheint nun Washingtons harte Haltung. Während man von Serbien Loyalität in der Ukraine-Frage einfordert und erhält, lässt man das Land bei der Energieversorgung im Stich. Ein gefährliches Spiel, das politische Instabilität in der ohnehin fragilen Balkanregion provozieren könnte.

Drohende Kettenreaktion

Die Folgen könnten verheerend sein: Treibstoffmangel, Industriestillstand, wirtschaftlicher Kollaps. In einem Land, das bereits mit zahlreichen Herausforderungen kämpft, könnte dies der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt. Die serbische Regierung warnt bereits vor politischen Unruhen.

NIS hofft weiterhin auf eine baldige Streichung von der Sanktionsliste des US-Finanzministeriums oder zumindest auf eine Sonderlizenz. Doch die Zeit drängt. Jeder Tag ohne funktionierende Raffinerie bringt Serbien näher an den Abgrund.

Die Entscheidung Washingtons wirft grundsätzliche Fragen auf: Ist dies der Preis, den kleine Länder für ihre geopolitische Positionierung zahlen müssen? Während die großen EU-Staaten ihre Sonderregelungen erhalten, werden kleinere Akteure wie Serbien zum Spielball der Großmächte. Ein Lehrstück darüber, wie schnell vermeintliche Partner fallen gelassen werden, wenn es den geopolitischen Interessen dient.

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